Rheinische Post: Die Unreife der Türkei
Geschrieben am 05-04-2009 |
Düsseldorf (ots) - Von Sven Gösmann
Die morgenländische Machokultur kennt nur Sieg oder Niederlage - also lässt sich der türkische Ministerpräsident Erdogan als Gewinner des Nato-Gipfels feiern. Er hat den 27 anderen Nato-Mitgliedsstaaten, allen voran den USA, weitreichende Zugeständnisse abgerungen, ehe er die Berufung des dänischen Ministerpräsidenten Rasmussen zum Nato-Generalsekretär abnickte. Auf den ersten Blick haben sich Erdogan und seine nationalistisch-islamistische Regierung damit auf der Weltbühne durchgesetzt. Doch gleichzeitig führt ihr Gebaren eindringlicher als jeder mahnende Appell von Türkei-Kritikern vor Augen, dass zwischen dem Land, seiner Regierung und der abendländischen Wertgemeinschaft noch eine gewaltige Lücke klafft. Wenn man auch die Mohammed-Karikaturen als Verächtlichmachung einer Religion als ähnlich dümmlich und widerlich wie etwa schlechte Papst-Witze betrachten muss - eine zivilisierte Gesellschaft muss sich im Zweifel für die Freiheit entscheiden. Dänemarks Premier Rasmussen hat dieses im Streit um die Mohammed-Karikaturen im Geiste der Aufklärung getan. Dass die Türkei ihn deshalb als Nato-Generalsekretär verhindern wollte, ist ein Zeichen demokratischer Unreife und Beleg dafür, was der Europäischen Union mit einem Beitritt der derzeitigen Türkei drohen würde.
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