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WAZ: Nicht viel gelernt - Kommentar von Sigrid Krause

Geschrieben am 05-04-2009

Essen (ots) - Man fasst es nicht: Gerade ein Jahr ist es her, dass
Lidl-Manager sich für die Überwachung ihrer Beschäftigen
entschuldigten. Zerknirscht gaben sie zu, dass über Monate
Video-Kameras oder Detektive selbst erfassten, wann welche
Kassiererin zur Toilette ging. In Anzeigen und Interviews beteuerte
man im April 2008, das Bespitzeln der Angestellten sei "nicht
gewollt". Und: Daten, klammheimlich von Detektiven notiert, würden
nicht verwendet.

Für Daten, die man intern sammeln ließ, galt dies offenbar nicht.
Mindestens bis Anfang 2009 wurde in Bochum festgehalten, welche
Mitarbeiterin wegen welcher Erkrankung ausfiel. Was bedeutet wohl,
dass einem Eintrag "Psychologe" die Notiz "Kündigung zum 31.7.2008"
folgte?

Die verräterischen Formulare aus dem Müll lassen nur auf eins
schließen: Das Unternehmen hat aus dem Skandal von 2008 nicht viel
gelernt. Versagt haben aber auch andere: Datenschützer und
Staatsanwälte, die scharfe Kontrollen (nicht nur bei Lidl)
ankündigten; Politiker, die Arbeitnehmer vor illegaler Ausforschung
am Arbeitsplatz gesetzlich schützen wollten. Sie alle haben viel
versprochen. Auf Taten warten wir bis heute.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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