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Berliner Morgenpost: Eine Gipfelwoche, die uns Hoffnung macht (Kommentar)

Geschrieben am 05-04-2009

Berlin (ots) - Was bleibt also nach diesem siebentägigen
politischen Intensivkurs, nach dem Dreistädtegipfel, London -
Straßburg - Prag, dem heute noch eine Stippvisite des unangefochtenen
Hauptdarstellers in Istanbul folgt. Mehr als man befürchten konnte:
Hoffnung. Hoffnung auf ein einigermaßen glimpfliches Ende der
Weltwirtschaftskrise. Hoffnung auf eine Nato, die tatsächlich geführt
wird und die deshalb im Zweifelsfall auch führen kann. Hoffnung auf
eine bessere Welt, sogar das.
Eine, im Groben, überaus positive Bilanz, die zunächst natürlich
zusammenhängt mit dem sehr starken, publikumswirksamen Auftreten des
neuen US-Präsidenten. Barack Obama ist noch frisch genug ist in
seinem Amt, dass man ihm seine Versprechungen, zumindest die
Ernsthaftigkeit dieser Versprechungen, abnehmen kann, abnehmen
sollte. Eine atomwaffenfreie Welt, was für ein Gedanke. Viel zu
schön, um wahr zu werden? Zweifel sind mehr als berechtigt, da musste
man gestern nur mal kurz Richtung Nordkorea schauen. Aber: Noch hat
Obama uns ja nicht enttäuscht. Im Gegenteil: Sein erster
Europa-Besuch nach der Amtsübernahme hat die ohnehin sehr hohen
Erwartungen eher noch übertroffen. Mehr positive Projektionsfläche
kann ein einzelner Mensch nicht bieten. Das muss ihm, der vor gar
nicht langer Zeit noch als außenpolitisch zu unerfahren kritisiert
wurde, erst mal jemand nachmachen.
Möglich war dieser überzeugende Auftritt andererseits nur, weil die
anderen Gipfelteilnehmer den Präsidenten jeweils gewähren ließen, ihm
die Führungsrolle nicht streitig machten, ihm nicht in die Suppe
spuckten. Nicht einmal die Türken wollten am Ende der Partykiller
sein. Ihr demonstrativer Widerwillen gegen die Berufung des Dänen
Rasmussen zum neuen Nato-Generalsekretär bot Obama nüchtern
betrachtet die Möglichkeit, auch konkret Durchsetzungsvermögen zu
beweisen, ein politischer Elfmeter, ganz cool und flach verwandelt.
Aber nicht nur Obama punktete: Als Gewinner gehen auch Merkel und
Sarkozy vom Gipfel, die Kanzlerin, weil sie sich inhaltlich in
wichtigen Punkten durchgesetzt hat, sowohl in London als auch in
Straßburg. Der Franzose, weil er rechtzeitig sein übereifriges Ego
bezähmen, sich mit der Kanzlerin inhaltlich verbünden und Obama in
Sachen Publicity diszipliniert den Vortritt lassen konnte, ohne sich
selbst zu blamieren.
Es ließen sich noch weitere Gewinner identifizieren, Michelle Obama
zum Beispiel, aber auch die Teilnehmer des deutschen Teils der
Anti-Nato-Demonstrationen, die ihren Protest friedlich zum Ausdruck
gebracht haben, die sich nicht einließen auf die pubertären Exzesse
auf der französischen Seite des Rheins. Das ist auch ein gutes
Zeichen.
Wenn man mag, wenn man Optimist sein will, kann man das alles so
deuten, dass die Welt aus dieser Krise vielleicht tatsächlich besser
herauskommt als sie hineingegangen ist. Ein schöner
Frühlingsanfangsgedanke.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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