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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Barack Obama

Geschrieben am 05-04-2009

Bielefeld (ots) - Angela Merkel hat in dieser Woche der
Gipfelstürme gepunktet, Barack Obama auf ganzer Breite gewonnen.
Die Deutsche setzte im Kreis der G20 ihre seit Heiligendamm
verlangten Finanzmarktregeln durch, der Amerikaner bestätigte auf
seiner ersten Europareise die in ihn gesetzten Erwartungen
weitgehend, was eine ganze Menge ist. Die Bundeskanzlerin etablierte
sich endgültig als kluge Unterhändlerin und erfahrene Akteurin der
Weltdiplomatie. Der junge US-Präsident steht für Visionen von einer
Welt mit immer weniger Atomwaffen. Einwürfe,
Atomsperrvertragsinitiativen seien stets ohne Erfolg geblieben,
prallen ab am Enthusiasmus und der Entschlossenheit der neuen Kraft.
Siehe da. Obama war tatsächlich nach Europa gekommen, um zuzuhören.
Offener als George W. Bush das je getan hätte, sagte er, dies sei für
ihn und seine Berater die erste Annäherung an die alte Welt. Seine
Wahlreden 2008 in Berlin und London zählten nicht einmal zur Hälfte.
Alte Wunden würden jetzt geheilt.
Spätestens beim Nato-Rat in Straßburg ereilten den Präsidenten die
Mühen der Ebene. Statt Geburtstagsfeier unwürdiges Gefeilsche der
Türken um einen Dänen als Nato-Generalsekretär. Der Amerikaner musste
erleben, was ein Konsensprinzip zugunsten von Zwergstaaten bewirkt
und wie viel Disziplin multinationalen Seilschaften auf dem Weg zum
Gipfelkreuz abverlangt wird. Auch Obamas höflicher Dank an die
Nato-Neulinge Kroatien und Albanien für gerade 200 Soldaten unter
insgesamt 55 000 in Afghanistan überraschte durch ungewohnte Einsicht
ins Kleinklein.
Vordergründig hatten die Europäer leichtes Spiel, die gefürchtete
Anforderung von Truppen abzumildern. 5000 zusätzliche Kräfte wurden
immerhin zugesagt. Insofern hat Obama eine Zahl, die er in Washington
vorweisen kann.
Deutschland ging allerdings nicht über längst eingeplante 600 Mann
Verstärkung zur Absicherung der Wahlen hinaus. Berlin versprach
außerdem zu tun, womit man ohnehin im Rückstand ist: die Ausbildung
der Polizei zu erhöhen und den zivilen Wiederaufbau zu stärken.
Letzteres fällt ins Ressort der SPD-Entwicklungsministerin Heidemarie
Wieczorek-Zeul und dürfte die Engagementfrage aus dem Wahlkampf
heraus halten.
Brisanter werden könnte die bislang ungenannte Summe, mit der
Deutschland sich am Aufbaufonds der afghanischen Streitkräfte
beteiligt. Deren Waffen und Material entsprechen zu 100 Prozent denen
der US-Armee. Kurzum: Obama erhält von Nato-Partnern, die keine
Kampftruppen beisteuern mögen, eine Konjunkturspritze zugunsten der
US-Rüstungsindustrie.
Wieder daheim in den USA kann er auch auf die Annäherung der
Militärallianz an Russland verweisen. Die Wiederaufnahme von
Start-Verhandlungen sind ein starkes Abrüstungssignal. Die
Provokation Nordkoreas von gestern widerlegt nicht Obama, sondern
bestätigt seinen in Europa eingeschlagenen Friedenskurs.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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