Neue Westfälische: KOMMENTAR Ministerin untersagt Anbau von Genmais Für den Wahlkampf untauglich MATTHIAS BUNGEROTH
Geschrieben am 14-04-2009 |
Bielefeld (ots) - Das kleine Luxemburg macht es Deutschland vor. Offenbar gibt es in dem Großherzogtum mit seinen gut 480.000 Einwohnern kompetentere wissenschaftliche Kapazitäten als in dem Hightech-Land Deutschland mit seinen 82 Millionen Einwohnern. Eindeutiger Schluss der Experten unseres westlichen Nachbarn: Genverändertes Mais-Saatgut vom Typ MON 810 gehört nicht auf die Felder. Nachdem zuvor schon Agrarländer wie Frankreich und Griechenland ein gleiches Verbot erlassen hatten, konnte sich die als Gentechnik-Befürworterin geltende Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) den Sachzwängen kurz vor Beginn der Aussaat des Jahres 2009 nicht entziehen und zog ihrerseits die Reißleine. So richtig dieser Schritt auch ist, er hinterlässt doch zumindest einen faden Beigeschmack und zahlreiche Fragen. Warum, zum Beispiel, können sich deutsche Behörden und Institute die in Sachen Verbraucherschutz unterwegs sind, insgesamt nicht zu einer ähnlich eindeutigen Empfehlung durchringen, wie es die luxemburgischen getan haben? Und natürlich wird das Genmais-Verbot von Aigners Parteifreund und bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) auch deshalb so laut bejubelt, weil Seehofer hofft, damit bei den bayerischen Landwirten und Wählern in diesem Jahr punkten zu können. Dabei sind die Fragen um die Zukunft genveränderter Lebensmittel vor allem eines: für den Wahlkampf absolut untauglich. Ilse Aigner wird nicht umhin können, eindeutig zu sagen, wieweit sie bereit ist, den Prozess der Industrialisierung der Landwirtschaft unter Einsatz der Gentechnik mitzugehen. Die deutschen Verbraucher haben dies in vielen Umfragen bereits deutlich entschieden. Sie lehnen gentechnisch veränderte Lebensmittel ab. Daran sollte sich die Verbraucherschutzministerin orientieren.
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