Rheinische Post: Von Schweinen und Menschen Kommentar Von Wolfram Goertz
Geschrieben am 26-04-2009 |
Düsseldorf (ots) - Fast ungläubig beobachtet man, wie eine angeblich verstandeskühle Menschheit sich wieder von ein paar Buchstaben kirre machen lässt. War es vor einiger Zeit der Influenza-Subtyp A/H5N1, der uns kollektiv einen Mundschutz verpassen wollte, so nervt uns jetzt eine Variante von A/H1N1. Wir sind von Vögeln zu Schweinen gelangt, wir wissen, dass deren Grippeviren bereits von Mensch zu Mensch gewandert sind. Zugleich bemerken wir, dass sich das Virus im Klima der Hysterie am besten ausbreitet. Was die WHO in die Welt ruft, ist das eine. Ihre Besorgnis ist plausibel, denn die Globalisierung ist das Massenverkehrsmittel des Infektionstransfers. Aber warum wohl waren bislang einzig mexikanische Schweinegrippe-Fälle tödlich, die in den USA nicht? Es ist traurige, elementare Biologie, dass auch das neue Virus seine Opfer unter den Schwachen findet. Das ist Natur, die wir noch nicht beherrschen. Was das Robert-Koch-Institut sagt, ist das andere. Gewiss beargwöhnt es die genetische Bastardisierung: Das Virus hat sich mit dem Erreger der Vogelgrippe gekreuzt und droht den der Human-Influenza zu importieren; Viren sind notorisch unkeusch. Doch Nervosität klingt anders; sogar das Auswärtige Amt warnt nicht mal vor Mexiko-Reisen. Im unwahrscheinlichen Fall des Falles wäre ein Mittel mit ein paar vertrauteren Buchstaben wirksam: Tamiflu.
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