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Westdeutsche Zeitung: Papst in Israel = von Alexander Marinos

Geschrieben am 12-05-2009

Düsseldorf (ots) - Der Papst-Besuch in Israel hinterlässt das
Gefühl einer verpassten Gelegenheit - für den Papst, aber auch für
Israel. Ja, die Rehabilitierung der Pius-Brüder war ein großer
Fehler, den Benedikt hätte offen ansprechen können. Und ja, eine
Entschuldigung für das Schweigen der Kirche während der
Judenvernichtung zur NS-Zeit wäre durchaus angebracht gewesen. Doch
das rechtfertigt nicht die zum Teil harsche Kritik an der Rede in Jad
Vaschem. Wer diese einfach nur als "kalt", "abstrakt" und sogar
"emotionslos" geißelt, tut dem Papst gleich doppelt Unrecht.
Benedikt ist kein Menschenfischer, der seine Emotionalität in
mitreißenden Reden zur Schau stellt. Sein Hang zum
philosophisch-theologischen Analysieren verleiht ihm per se nicht das
Charisma seines Vorgängers Johannes Paul II.. Und doch war Benedikts
Appell, die Namen der Shoa-Opfer nie zu vergessen, keineswegs nur
eine Kopfgeburt, sondern ein zu Herzen gehender Hinweis auf den Namen
der Gedenkstätte: Yad (Denkmal), Shem (Name). Das ist im allgemeinen
Empörungsrauschen leider untergegangen.
Tatsächlich hatte der Papst von Anfang an keine Chance, den hohen
Erwartungen in Israel und beim Zentralrat der Juden in Deutschland zu
entsprechen. Benedikt ist Papst, kein Rabbi. Wieso also hätte er sich
in Israel von der Karfreitagsfürbitte distanzieren sollen, in der
dafür gebetet wird, dass die Juden Jesus als ihren Heiland anerkennen
mögen? Soll sich das Oberhaupt der katholischen Kirche am Ende noch
vom Glauben an den Messias verabschieden? Und wieso eigentlich hätte
der Papst in Jad Vaschem unbedingt die Gräueltaten der Nazis
ansprechen müssen? Weil er ein Deutscher ist?
Benedikt kam nicht als deutscher Politiker nach Israel, sondern als
Führer einer Weltreligion. Für Nazi-Deutschland entschuldigt sich das
deutsche Staatsoberhaupt oder auch die deutsche Regierungschefin -
aber nicht der Papst. Außerdem ist Jad Vaschem eine Gedenkstätte für
die Opfer. Es ist nur folgerichtig, dass sich Benedikt dort allein
auf sie konzentriert hat.
Gestern, einen Tag nach der umstrittenen Rede, sprach er von dem
Wunsch, dass sich Juden und Christen dauerhaft versöhnen mögen. Dazu
müssten beide Seiten aufeinander zugehen - auch die Juden auf die
Christen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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