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Westdeutsche Zeitung: Steuerpolitik = von Alexander Marinos

Geschrieben am 13-05-2009

Düsseldorf (ots) - Manchmal muss man Dinge mehrmals lesen, um
sicher zu gehen, dass man sich nicht verlesen hat. Das gilt etwa für
das nachfolgende Zitat von CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer. Ihm
zufolge "verdient eine strukturelle, nachhaltige Steuerreform diesen
Namen nur, wenn sie auf eine Gegenfinanzierung verzichtet". Aha! Im
Umkehrschluss würde das bedeuten: Eine Reform, die finanzierbar ist,
ist gar keine echte Reform. Das klingt nach einer Legitimierung
dessen, was die Linkspartei unentwegt tut. Sie stellt Forderungen
auf, um deren Gegenfinanzierung sie sich nicht schert.
Zum Glück hat sich die Bundeskanzlerin jetzt gegen diese um sich
greifende Lafontainisierung der Politik gestellt. Merkel zufolge gibt
es keine Steuersenkung vor 2012. Erst müsse die Wirtschaftskrise
überwunden sein. Die Frage ist nur: Wie lange gilt dieser neue Stand?
Im Kern geht es darum, ob in der Steuerpolitik das Hausfrauenprinzip
gilt. Demnach kann der Staat nicht heute Steuern senken in der
Hoffnung, das Geld durch einen späteren Aufschwung zurückzubekommen.
Er darf - umgekehrt - die Bürger erst dann entlasten, wenn sein
Haushalt halbwegs im Lot ist. Das klingt vernünftig, und genau das
strich Merkel auch auf dem CDU-Parteitag Ende 2008 in Stuttgart
heraus, als sie das Bild von der schwäbischen Hausfrau bemühte. Diese
wüsste, dass auf Dauer keiner über seine Verhältnisse leben kann.
Merkels Pech war nur: Was in Schwaben gilt, muss in Bayern noch lange
nicht gelten. Die CSU jedenfalls bedrängte Merkel so lange,
Steuersenkungen ins gemeinsame Wahlprogramm aufzunehmen, bis Merkel
nachgab. Und weil einige Unions-Männer wie Wolfgang Schäuble und der
Vorzeige-Schwabe Günther Oettinger dagegen waren, sprach Merkel am
Montag so eine Art Machtwort: Die Steuern werden gesenkt, basta!
Gestern dann kam die erneute Kehrtwende.
Überzeugend wirkt dieses
Rein-in-die-Kartoffeln-raus-aus-den-Kartoffeln kaum. Und trotzdem
sollte man froh sein, wenn sich das Hausfrauenprinzip am Ende
durchsetzt. Sofern die Union ihren Umfrage-Vorsprung halten will,
sollte sie den Wählern nichts versprechen, was nicht zu halten ist.
Die Menschen haben ein feines Gespür dafür, was seriös ist und was
nicht.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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