(Registrieren)

Berliner Morgenpost: Zu den steigenden Kreditaufnahmen im Bund und im Land Berlin

Geschrieben am 27-05-2009

Berlin (ots) - Immer neue Rekorde; allerdings von der Sorte, die
allein tiefe Besorgnis auslösen. Richtig befürchtet: Gemeint sind die
neuen Schulden-Höchststände; in Berlin ebenso wie im Bund.
Dass der Berliner Senat angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise
einen zweiten Nachtragshaushalt mit jetzt neuen Schulden von 1,6
Milliarden Euro in 2009 beschlossen hat, ist weniger überraschend als
die gestrige Mittelfristprognose des neuen Finanzsenators Ulrich
Nußbaum. Der verkündete mal eben lapidar, dass Berlins derzeitiger
Rekordschuldenstand von rund 60 Milliarden Euro in den kommenden vier
Jahren auf 70 Milliarden Euro steigen werde. Als sei das
schicksalhaft hinzunehmen. Von dringlich erforderlichen
Sparmaßnahmen, von strengster Haushaltsdisziplin, vom Durchforsten
von in Berlin noch immer üppig fließenden Sozialprogrammen ohne
gewünschte Rendite kaum noch die Rede. Eben aus der Stadt, scheint
Nußbaums Vorgänger Thilo Sarrazin auch schon vergessen. Das große
Ziel, Berlins Schulden- und damit seine Zinslast zu mindern, um
wieder mehr politischen Spielraum zu gewinnen, rückt in unendliche
Ferne.
Vorbei der Mut von Rot-Rot, die große politische Herausforderung der
Haushaltssanierung anzupacken. Einen Mentalitätswechsel hat der
Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit bei Amtsantritt versprochen.
Doch kaum haben die ersten spürbaren Erfolge durch die
Weltwirtschaftskrise einen Rückschlag erlitten, droht Berlin in
seinen alten Trott zu verfallen: zurück zur Politik des leichten
Geldes ohne Rücksicht auf die nachfolgenden Generationen. Dazu passt
das "Nein" Berlins zur Schuldenbremse, wie sie im Grundgesetz
verankert werden soll.
Im Bund hat Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) den Schuldenrekord
seines Vorvorvorgängers Theo Waigel (CSU) gebrochen. Der hatte 1996
Kredite in Höhe von 40 Milliarden Euro aufgenommen. Bei Steinbrück
werden es in diesem Jahr mindestens 47,6 Milliarden Euro. Die
Opposition rechnet einschließlich aller Schattenhaushalte und
Sonderfonds am Ende gar mit 70 bis 80 Milliarden Euro.
Nun ist ja schwerlich zu kritisieren, dass angesichts einer Krise wie
der gegenwärtigen alle Haushaltsplanungen in Berlin wie im Bund
durcheinandergeraten. Sorgen macht allerdings, wie teilweise
leichtfertig angesichts der näher rückenden Wahlen zusätzliches
Steuergeld per Kreditaufnahme lockergemacht wird. Denn wer glaubt
ernsthaft, dass nach dem Ende der Krise bei dann wieder sprudelnden
Steuereinnahmen diese tatsächlich - wie geboten - zur Schuldentilgung
statt für neue soziale Wohltaten verwendet werden. Alle Erfahrung aus
den vergangenen 60 Jahren spricht dagegen. Und wenn jetzt über
dramatisch sinkende Steuereinnahmen gejammert wird, ist das auch nur
die halbe Wahrheit. Erstens beziehen sich die Ausfälle auf
Einnahmeprognosen, nicht auf reale Werte. Zudem sind die
Steuereinnahmen in den vergangenen vier Jahren wiederum kräftig
gestiegen: von 450 Milliarden Euro am Ende von Rot-Grün auf rund 530
Milliarden Euro. Über einen Mangel an Steueraufkommen kann sich der
Staat schwerlich beklagen. Sein Problem bleibt die Ausgabenlust.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

205713

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Nordkoreas Irrtum Düsseldorf (ots) - Von Godehard Uhlemann Was ist nur los mit Nordkorea? Warum läuft das Regime in Pjöngjang nun verbal Amok, indem es seinem Bruderstaat im Süden und den USA mit einem Militärschlag droht? Nordkorea hatte doch zu Wochenbeginn mit seinem zweiten Atomtest international für Aufregung gesorgt. Die Welt beschäftigt sich besorgt mit dem steinzeitkommunistischen Land, das ohne fremde Hilfe gar nicht überleben kann. Sollten die Machthaber in Pjöngjang wirklich konventionell losschlagen, würden sie ihren eigenen Untergang besiegeln. mehr...

  • Der neue Tag: Kommentarauszug zu Opel Weiden (ots) - "(...) Angesichts der gesellschaftsrechtlichen Zugeständnisse der Amerikaner ist ein erster wichtiger Schritt in Richtung Überleben erfolgt. Gleichwohl darf bei aller Sympathie für die Beschäftigten bei Opel sowie bei den Opel-Händlern und bei den Opel-Zulieferern nicht vergessen werden, dass die Automobilindustrie weltweit an Überkapazitäten leidet - und das nicht erst seit Beginn der Finanzkrise. Zudem sagen viele der Automobilindustrie einen dramatischen Strukturwandel voraus. Verheerend wäre es, wenn vor diesem Hintergrund mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Managementplan regelt in Sachsen Umgang mit Wölfen Cottbus (ots) - Man kann dem Sächsischen Umwelt- und Landwirtschaftsministerium sicher nicht vorwerfen, dass es sich die Erarbeitung des längst fälligen Wolfsmanagementplanes einfach gemacht hätte. 13 Jahre nach dem ersten Auftauchen von Wölfen auf dem Territorium des Freistaates und neun Jahre nach dem ersten erfolgreichen Wurf eines Wolfswelpen liegt nunmehr das von vielen sehnsüchtig erwartete Papier nun endlich vor. Vielfältige Hoffnungen verbinden sich mit dem Gemeinschaftswerk des Ministeriums sowie zahlreicher Verbände und Initiativen, mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Der Streit ums Schulobst Cottbus (ots) - Nun lässt sich schön polemisch sagen: Für alles Mögliche ist in diesen Krisenzeiten Geld da oder werden Schulden gemacht, nur schlappe 12,5 Millionen Euro will die Bundesregierung nicht bereitstellen, damit die Länder sich am EU-Schulobstprogramm beteiligen können. Polemik hin oder her, eine Regierung, die sich regelmäßig selbst damit preist, wie wichtig ihr doch die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist und die nationale Aktionspläne gegen Übergewicht und für gesunde Ernährung auf den Weg bringt, muss sich diesen mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Schuldenstaat Düsseldorf (ots) - Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) kann einem nur bedingt Leid tun. Dass die große Koalition so weit von ihrem großen Ziel, einem ausgeglichenen Bundeshaushalt, entfernt ist wie der VfL Bochum vom Gewinn der Champions League, ist nur teilweise der Rezession geschuldet. Den Regierungspolitikern, allen voran dem sonst so zupackenden Finanzchef Peer Steinbrück, fehlte schlicht der Wille zu strukturellen Ausgabenkürzungen. Steuermehreinnahmen in Höhe von mehr als 50 Milliarden Euro in drei Jahren wurden nur zu einem mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht