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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu VW und Porsche

Geschrieben am 23-07-2009

Bielefeld (ots) - Das Hauen und Stechen zwischen Volkswagen und
Porsche ist vorbei. Endlich. Zwar dürfen sich die Wolfsburger als
Sieger fühlen, und die Stuttgarter müssen ihre Niederlage
eingestehen. Doch bei näherem Hinsehen haben beide Unternehmen
verloren - eine Menge Ansehen.
Nicht nur, dass der vornehmlich zwischen Ferdinand Piëch und Wendelin
Wiedeking ausgetragene Machtkampf viel zu lange gedauert hat. Vor
allem die Art und Weise der Auseinandersetzung hinterlässt tiefe
Risse im Lack der ansonsten glänzend dastehenden Unternehmen. Jetzt
gilt es, die Spuren der Schlammschlacht schnell zu beseitigen. Alle
Beteiligten müssen dafür an einem Strang ziehen.
In diesem Fall hat der neue Großkonzern, in dem Porsche als zehnte
Marke unter das Volkswagen-Dach fährt, alle Chancen, in der Zukunft
zur Nummer 1 unter den Autobauern aufzusteigen und den bisherigen
Krösus Toyota von der Spitze zu verdrängen.
Ein Plan, der vermutlich von Anfang an hinter den Aktivitäten von
Ferdinand Piëch stand. Der mit messerscharfem Verstand ausgestattete
Stratege soll es schließlich gewesen sein, der seinen einstigen
Lieblings-Vorstand Wiedeking beauftragt hatte, ein Übernahmeszenario
zu entwickeln. Ein Auftrag, den der zusammen mit Finanzvorstand
Holger Härter mit genialen Ideen, aber auch mit List und Tücke
zunächst erfolgreich auf den Weg brachte. Doch Bankenkrise, das von
der EU nicht gekippte VW-Gesetz und eine persönliche Fehde mit
VW-Aufsichtsrat Piëch führten Wiedeking von der Überholspur in ganz
schweres Gelände. Der ansonsten so bodenständige Westfale hatte mit
seinen selbstgefälligen Auftritten VW-Betriebsrat und -Belegschaft
sowie vor allem Piëch gegen sich aufgebracht. Ein aus dessen Sicht
unverzeihlicher Vorgang.
Und so drehte der gewiefte Patriarch den Spieß um, nahm seinerseits
den Mann unter Beschuss, der Porsche vom Sanierungsfall zum weltweit
profitabelsten Autobauer gemacht hatte.
Jetzt, da die Schlacht geschlagen ist, steht VW-Patriarch Ferdinand
Piëch - wie schon so oft - als der ganz große Gewinner da.
Nicht nur, dass Wiedeking das Feld räumen musste. Die Familien Piëch
und Porsche haben auch die Macht bei VW übernommen, besitzen sie doch
51 Prozent der Aktien. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis
das VW-Gesetz Ziel neuer Aktivitäten wird, um dem Land Niedersachsen
das Vetorecht zu entziehen und die Herrschaft weiter auszubauen.
Darauf sollte sich Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff
(CDU), der jetzt den Schulterschluss mit Piëch übte, schon einmal
einstellen.
Die Beschäftigten bei VW und Porsche indessen müssen sich ebenso wie
alle anderen Marken unter dem Dach des neuen Auto-Giganten keine
Sorgen machen. Der Großkonzern ist bestens aufgestellt, um die
automobilen Anforderungen der Zukunft zu meistern.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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