(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Tour des France

Geschrieben am 26-07-2009

Bielefeld (ots) - Was war denn das? Kein Dopingfall, kein Skandal,
keine Radsport-Betrüger in Handschellen - und die Tour de France
schon wieder in Paris? Doch dass dieses Mal nur Saubermänner
unterwegs waren, wird noch nicht einmal der naivste Sportsfreund
unterstellen.
Nach elf skandalträchtigen Jahren, in denen Drogenkuriere geschnappt,
Spitzenreiter aussortiert, Bergkönige abgeführt und unappetitliche
Blutpanschereien bekannt wurden, ging es beim größten Radrennen der
Welt dieses Mal ums Image: Die Tour wollte raus aus der
Schmuddelecke. Deshalb gaukelten die Veranstalter eine schöne heile
Radsportwelt vor, in der die Kontrollen die Betrüger verschreckt
haben und alles wieder gut ist - oder zumindest auf dem Weg dorthin.
Sie verordneten Doping für die Augen.
Kapituliert hatten die Franzosen bereits, als sie dem siebenfachen
Gewinner Lance Armstrong, um dessen positive Proben von 1999 es immer
noch Diskussionen gibt, und seinem Astana-Team den roten Teppich
ausrollten. Auch der neue Triumphator Alberto Contador gehört dieser
Equipe an: Im Vorjahr war er wegen Verbindung zum Dopingarzt Dr.
Fuentes geächtet worden, jetzt war sein Start kein Problem.
Apropos Contador: Seine Dominanz macht besonders nachdenklich. So
stellte der 28-Jährige auf dem Weg in den Skiort Verbier einen
Weltrekord der besonderen Art auf und legte in einer Stunde fast 1900
Höhenmeter zurück. Das hatte zuvor noch nie ein Radfahrer aus den
Pedalen herausgeholt. Und dann besiegte dieser schmächtige Spanier
plötzlich im Zeitfahren den Olympiasieger Fabian Cancellara, der in
dieser Spezialdisziplin als Bester seiner Zunft gilt. Die offenen
Fragen wollte Contador aber nicht beantworten. Zum Thema Doping
schweigt er ohnehin am liebsten oder sagt Dinge wie diese: »Die Tour
ohne Dopingfall - das ist ein Sieg für den Radsport, der auf dem
richtigen Weg ist.«
Die Aufführung einer dopingfreien Tour de France könnte auch als
eines der größten Sport-Schauspiele des Jahres in die Geschichte
eingehen, vielleicht aber war sie nur ein Vorgeschmack auf den Sport
der Zukunft: Nichts sehen, nichts hören und gar nicht drüber sprechen
- dann macht es allen wieder Spaß.
Nur wir Deutschen müssen noch dazulernen. Anderswo klappt das bereits
besser: Spanien stellt den Tour-Sieger, Frankreich hat eine
skandalfreie Top-Veranstaltung, nur wir gehen mit verdienten
Sportlern wie der Eisschnelllauf-Queen Claudia Pechstein hart ins
Gericht. Aber auch wir sind lernfähig: Die dopinggeplagten deutschen
Reiter haben sich in dieser Woche selbst einen Persilschein
ausgestellt, die Biathleten schmetterten gestern in Eigenregie alle
Vorwürfe gegen ihren Bundestrainer ab.
Und wenn - wie jetzt bei dem anderen großen Radrennen, dem Giro
d'Italia - vier Wochen nach dem Wettkampf aus Doping-Gründen die
Rangfolge doch noch geändert wird, stört das die heile Welt nicht
mehr. Dann haben alle ihr Geschäft gemacht.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

215994

weitere Artikel:
  • Neue OZ: Kultur-Kommentar zu Daniel Kehlmann Osnabrück (ots) - Speer oder Aktenkoffer Daniel Kehlmann hat gegen ein fundamentales Theatergesetz verstoßen: Du sollst nicht langweilen. Denn seine Kritik am Regietheater ist so alt wie das Regietheater selbst, und während er die Diskussionen um moderne oder historische Aufführungen als ideologisch geißelt, rennt er mit uralten Scheinargumenten und Plattitüden selbst in die Ideologiefalle. Das langweilt. Freilich liefern die Marthaler, Neuenfelse, Schlingensiefs reichlich Wasser auf die Mühlen der Regietheaterkritiker, liegen mit mehr...

  • ART SALZBURG - Qualität vor Luxus Salzburg (ots) - In einer Stadt, die Max Reinhardt zur Hochburg der Kultur erhoben hat, wurde vom Team des Internetportals www.art-port.cc, das bereits für die Messen "Art Austria" (MuseumsQuartier) und "Art Albertina" (Albertina) verantwortlich zeichnet, die zwei Mal veranstaltete Kunstmesse "Salzburg World Fine Art Fair" nach deren Absage im Frühjahr auf Wunsch einiger Aussteller weiterentwickelt. Mit dem neuen Titel ART SALZBURG und neuem Konzept findet die Messe zeitgleich mit den Salzburger Festspielen statt. Die Messe hat das Ziel, mehr...

  • Neue OZ: Kultur-Kommentar zur Varusschlacht Osnabrück (ots) - Am Mythos wird weiter gekratzt Zumindest auf seinem Denkmal bei Detmold reckt Hermann der Cherusker noch sein Schwert gen Himmel. Aus dem Arsenal der historischen Gestalten musste sich Arminius, so sein lateinischer Name, hingegen schon verabschieden. Die Grabungen von Kalkriese haben an dem Mythos des Germanenbefreiers mächtig gekratzt. Und die Forschungen bei Oldenrode werden ihm den Rest geben. Denn hier legen Archäologen gerade frei, was es der Legende nach nicht geben durfte - Spuren von Kämpfen zwischen Römern mehr...

  • Fühmanns Shakespeare-Märchen jetzt neu illustriert bei Hinstorff / Großes Theater! Liebe, Eifersucht, Poesie und Komik in Shakespeares Romanze "Das Wintermärchen" Rostock (ots) - Als "Dream-Team" betitelte Die ZEIT Franz Fühmann und Illustratorin Jacky Gleich anlässlich der Neuausgabe des "Sommernachtstraums" - des ersten von Franz Fühmann nach Shakespeare verfassten Märchens. Nun folgt Teil zwei der grandiosen Aufführung: Mit dem "Wintermärchen" können Kinder, Jugendliche und Erwachsene einen weiteren Shakespeare-Klassiker kennen und vor allem lieben lernen. Und wieder gehen Fühmanns heiter-hintersinnige Nachdichtung und Gleichs kesse Illustrationen eine unschlagbare Koalition ein. Neben Erzählungen, mehr...

  • Weser-Kurier: Zur Revision im Fall "Emmely" schreibt der in Bremen erscheinende Weser-Kurier" in seiner Mittwoch-Ausgabe: Bremen (ots) - Der Fall "Emmely" wird zur Chefsache - das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat wegen grundsätzlicher Bedeutung einer Revision zugestimmt. Nun wird gerichtlich überprüft, ob die Supermarkt-Kassiererin auf Wiedereinstellung hoffen darf. Sie selbst und auch ihr Anwalt reagierten gestern erleichtert auf die Entscheidung. Gewerkschaften und Sozialpolitiker, die auf den Fall mit Empörung reagiert hatten, dürften ebenfalls viel Hoffnung in das Revisionsverfahren setzen. Das könnte sich als Trugschluss erweisen, denn bisher haben die mehr...

Mehr zu dem Thema Alles rund um die Kultur

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Pinocchio erreicht Gold in Deutschland mit Top-3-Hit "Klick Klack" - "Mein Album!" erscheint am heutigen Tag - Neue Single "Pinocchio in Moskau (Kalinka)" folgt am 17. März

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht