Frank-Walter Steinmeier im RTL-Sommerintreview:
Geschrieben am 02-09-2009 |
Köln (ots) - SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walther Steinmeier hat am Mittwoch seine bereits am Montag geäußerte Kritik an Bundeskanzlerin Merkel präzisiert, diese sei nicht mutig. In einem RTL-Sommerinterview in Kiel nannte er beispielhaft die Haltung der Kanzlerin zur Begrenzung von Managergehältern: "Es ist so ein Beispiel, das war der Tag, an dem Präsident Sarkozy gerade hier war und Frau Merkel Herrn Sarkozy zugestimmt hat, dass wir Maßnahmen zur Begrenzung der Managergehälter brauchen. Ich erinnere mich an eine Situation im März, wo Finanzminister Steinbrück und ich gemeinsam vorgeschlagen haben, dass wir schnellstmöglich zu einer Begrenzung etwa riesenhafter Abfindungen kommen, Steuerbegünstigungen solcher Abfindungen beseitigen. Dazu war die Union damals nicht bereit. Insofern war ich etwas irritiert, dass die Vorschläge von Herrn Sarkozy, die jetzt auf gleicher Linie liegen, dann von ihr begrüß worden sind. ... Da hat sie nicht die notwendigen Maßnahmen mit uns getroffen. Das hätte uns einige Kritik in der Öffentlichkeit an der Haltung der Bundesregierung erspart und wäre zudem noch richtig gewesen....Ich finde, das war nicht mutig genug."
Zur jüngsten Kritik von Bundeskanzlerin Merkel, sie können nicht sehen, wer in der SPD wirklich das Sagen hat, entgegnete Steinmeier: "Ganz klar: Franz Müntefering ist Parteivorsitzender, und der Kanzlerkandidat hat in einer solchen Situation als stellvertretender Parteivorsitzender bei den Fragen, die wir besprochen haben, nicht nur ein Wort mitzureden, sondern das mache ich eng zusammen mit Franz Müntefering, auch all die Fragen, die mit der Situation in den Ländern nach den Wahlen zu tun haben."
Mit Blick auf die anstehenden Koalitionsgesprächen in Thüringen und im Saarland verwies der SPD-Kanzlerkandidat auf die Erfahrungen seiner Partei in Hessen: "Hessen, das hat sich die SPD selbst in ein Glaubwürdigkeitsproblem gebracht, weil sie vor der Wahl etwas ausgeschlossen hat, und nach der Wahl dann etwas anderes machen wollte. Das passiert in Thüringen und im Saarland nicht. Christoph Matschie hat lediglich ausgeschlossen, dass er einen Ministerpräsidenten der Linkspartei wählen würde. Insofern gibt es ein bisschen mehr Spielraum, ohne die eigene Glaubwürdigkeit zu verletzen."
Zu einer möglichen Ampelkoalition auf Bundesebene sagte Steinmeier: "Mein Wunschpartner sind die Grünen, und dann sehen wir, ob das reicht. Nach Lage der Dinge in den Umfragen wird es nicht reichen, dann müsste in der Tat ein dritter Koalitionspartner hinzukommen. Ich spekuliere jetzt nicht über die Auffassung von Herrn Westerwelle. ...Ich respektiere, dass sein Wunschpartner eher die Union ist. Nur diesen Wunschpartner wird er nach meiner Prognose nicht bekommen..."
Spekulationen über ein mögliches Rot-Rotes Bündnis auf Bundesebene erteilte Steinmeier erneut eine klare Absage: "Koalitionsbildungen finden also mit dem Rest der im Parlament vertretenen Parteien auf Bundesebene statt. Daran zweifelt niemand, und ich kenne auch wirklich keine ernst zu nehmende Stimme aus der SPD, die da in eine andere Richtung drückt." Zu seiner Meinung zu Oskar Lafontaine befragt, entgegnete Steinmeier, dies sei nicht in erster Linie eine persönliche Frage: "Aber natürlich kann ich mich auch nicht von der Erinnerung und von der Erfahrung verabschieden, ...dass Oskar Lafontaine in einer damals schwierigen Situation für die Bundesregierung, die Lage der Staatsfinanzen war ausgesprochen kompliziert, die Bühne verlassen hat. Insofern sage ich, wer sich in so einer Situation als nicht besonders ehrgeizig und mutig gezeigt hat, ist niemand, der sich mit einem solchen Verhalten den Wählern empfiehlt. Das ist aber nur die persönliche Bemerkung. Meine Bemerkung zur Linkspartei auf Bundesebene ist die: Meine Erfahrung als Außenminister ist, dass sie außenpolitisch kein verantwortliches Verhalten gezeigt haben und dass sie einen antieuropäischen Kurs gefahren haben. Deshalb: keine Koalition mit der Linkspartei."
Frank-Walter Steinmeier zum derzeitigen Wahlkampf: "Der Wahlkampf ist nicht langweilig, er ist vielleicht etwas einseitig zur Zeit, weil die CDU sich noch nicht entschlossen hat, Wahlkampf zu führen...Ich suche eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Union. Natürlich müssen wir unterscheidbar sein, was die Programme der Parteien angeht, natürlich müssen die Personen unterscheidbar sein. Aber sie haben mich sozusagen als selbstlosen Wüterich kennengelernt und ich werde deshalb meine Haltung und meine Darstellung auch nicht im Wahlkampf verändern."
Das Interview führte RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel. Unmittelbar im Anschluss daran stellte sich Frank-Walter Steinmeier im Live-Video-Chat den Fragen der RTL.de-User. Die wichtigsten Ausschnitte aus Sommerinterview und Chat zeigen n-tv am Nachmittag und "RTL Aktuell" um 18.45 Uhr. Im Anschluss an das "RTL-Nachtjournal" überträgt RTL ab 00.20 Uhr das gesamte Interview.
Originaltext: RTL Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7847 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7847.rss2
Pressekontakt: RTL Kommunikation Matthias Bolhöfer Telefon: 0221 / 456 4227 Fax: 0221 / 456 4293 matthias.bolhoefer@rtl.de
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