Neue Westfälische: KOMMENTARE Ende der Abwrackprämie Modell für andere Branchen HANNES KOCH, BERLIN
Geschrieben am 02-09-2009 |
Bielefeld (ots) - Großer Jammer! Wirtschaftskrise - hunderttausende Jobs in der Autoindustrie sind gefährdet! Das war vor einem Jahr. Doch dann kam die Abwrackprämie. Seitdem läuft alles prima - jedenfalls gemessen an den früheren Untergangsprognosen. Massenentlassungen gab es nicht. Glücklicherweise ist die Große Koalition im Gegensatz zu ihren Vorgängerregierungen mal auf die Idee gekommen, die Nachfrage der Verbraucher zu unterstützen. Die vielkritisierte Abwrackprämie war kein Sündenfall, sondern ist eher ein Modell für andere Branchen. Das Prinzip funktioniert so: Weil der Staat die Verschrottung eines alten und den Erwerb eines neuen Wagens mit 2.500 Euro fördert, wird antiquierte, klimaschädliche Technik durch moderne ersetzt, die wenigstens etwas sauberer ist. Viele große, spritfressende Fahrzeuge hat man aus dem Verkehr gezogen und den ohnehin laufenden Strukturwandel zu kleineren Modellen unterstützt. Natürlich ist die Abwrackprämie nicht perfekt. Etwas mehr Öko hätte nicht geschadet, etwa die Begrenzung der Förderung auf besonders sparsame Fahrzeuge. Ein grundsätzliches Argument gegen diese und andere Prämien ist das aber nicht: Der Staat darf und soll die technische und ökologische Modernisierung unterstützen. Dass dabei auch die realexistierenden Interessen der einheimischen Industrie zum Zuge kommen, ist nicht unbedingt schädlich. Nur wegen jahrelanger milliardenteurer Subventionierung bietet Deutschland heute so viele Arbeitsplätze in der Produktion regenerativer Energie. Das könnte auch bei der Herstellung energiesparender Haushaltsgeräte oder moderner Baustoffe gelingen. Großer Jammer? Dazu ist auch in Zukunft kein Anlass. Denn schon prognostiziert das Autogewerbe, dass selbst ohne Prämie 2010 kaum weniger als die gewohnten drei Millionen Fahrzeuge zugelassen werden.
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