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Boersen-Zeitung: Jagd und Aufholjagd, Kommentar von Walther Becker zum tief greifenden Wandlungsprozess, den die börsennotierten Unternehmen in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren durchlaufen h

Geschrieben am 20-07-2006

Frankfurt (ots) - Siemens steht nach dem Erwerb großer Teile von
Philips und ABB auf Platz 1, Eon hat nach der Integration der
spanischen Endesa sowie von RWE weiter Akquisitions-Appetit. SAP ist
aufgrund der Fusion mit IBM vom deutschen Kurszettel verschwunden.
Blackstone gelang es im Verein mit KKR, Permira und Bain Capital, die
Deutsche Telekom höher denn je zu verschulden und große Teile
gewinnbringend zu versilbern. BASF konnte auch nach dem Einstieg des
chinesischen Großaktionärs Sinopec die Selbständigkeit erhalten.
ThyssenKrupporowsky - Moskauer Magnaten hatten die Mehrheit erworben
- hält an einem Listing in Frankfurt fest. Das bedeutet gleichzeitig
eine paneuropäische Notierung, nachdem Euronext, Deutsche Börse und
Borsa Italiana sich noch zusammenrauften.

Ob nun in den nächsten zehn Jahren Inder die deutsche
Pharmaindustrie aufrollen, Scheichs die Wertschöpfungskette in die
Versorgung hinein ausweiten oder Finanzinvestoren mit "Club Deals"
Unternehmen aufmischen - alles Kaffeesatzleserei. Sicher ist, dass
sich die Landschaft mit global tätigen Investoren gewaltig verändert.

Das zeigt der Blick zurück. Zwei Drittel der nach
Marktkapitalisierung 300 größten deutschen Aktiengesellschaften von
1996 tauchen heute nicht mehr in der Spitzengruppe auf. Blue Chips
wie Dresdener Bank, Hoechst, Mannesmann, Metallgesellschaft oder
Holzmann sind verschwunden. Der aus Bayerischer Vereinsbank und
HypoBank entstandenen HVB steht dies unter dem Unicredit-Dach bevor.
Die Italiener sind mit 61 Mrd. Euro heute gut ein Drittel "schwerer"
als die Deutsche Bank. Und Reste von Hoechst finden sich bei
Sanofi-Aventis wieder, dem mit gut 100 Mrd. Euro zweitgewichtigsten
Wert der Eurozone.

Lange war der "Standort D" überwiegend Ziel ausländischer
Investoren. Dieser Trend dreht sich 2006 um. Die wieder aggressiven
deutschen Unternehmen werden von Gejagten zu Jägern. Die - mancher
sagt heute wieder: gute - alte Deutschland AG ist passé, die Türen
des Kapitalmarktes weit offen. Gleichwohl rangieren die Konzerne im
europäischen Vergleich nach Marktkapitalisierung unter "ferner
liefen". Nur Siemens (Platz 19) und Eon (23) schaffen es unter die
ersten beiden Dutzend. Doch die Aufholjagd läuft. So sollte die
Variante des Ausverkaufs von SAP, Telekom & Co. purer Pessimismus
sein.

(Börsen-Zeitung, 21.7.2006)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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