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Westdeutsche Zeitung: Ramelow will nicht mehr unbedingt Ministerpräsident werden - Die Emanzipation des Bodo R. Von Alexander Marinos =

Geschrieben am 18-09-2009

Düsseldorf (ots) - Freunde und Gegner der Linkspartei sollten sich
diesen Namen merken: Bodo Ramelow. Schon als Chef-Stratege für die
Fusion von WASG und PDS hatte er taktisches Geschick und, wenn es
sein musste, auch eine gewisse Rücksichtslosigkeit im Umgang mit
"Parteifreunden" an den Tag gelegt, die nicht nach seiner Pfeife
tanzen wollten. Das hat vor allem den Ober-Linken Oskar Lafontaine
und Gregor Gysi gefallen. Inzwischen dürfte diesem Duo Infernale das
Lachen vergangen sein. Als Spitzenkandidat der thüringischen Linken
hat sich Ramelow gestern von den Altvorderen brutal emanzipiert und
damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Rot-Rot-Grün
in Thüringen (und damit langfristig auch im Bund) wird
wahrscheinlicher und eine Zukunft von Lafontaine und Gysi weit über
die Bundestagswahl hinaus unwahrscheinlicher.

Ramelows Vorschlag, auf das Amt des Ministerpräsidenten zu
verzichten und damit eine Kernforderung der in Thüringen eher kleinen
SPD zu erfüllen, setzt deren Spitzenkandidaten Christoph Matschie
unter Druck. Seiner Basis könnte er kaum erklären, als Juniorpartner
mit der CDU zu koalieren, während er mit der Linken auf Augenhöhe im
Kabinett sitzen könnte. Abgesehen davon sind die inhaltlichen
Überschneidungen von Rot und Dunkelrot in Thüringen, etwa in der
Bildungspolitik, frappierend.

Wer glaubt, Ramelow sei überraschend eingeknickt, der irrt.
Lafontaine und Gysi wurden nach der Landtagswahl nicht müde zu
betonen, dass die stärkste Partei "selbstverständlich" auch den
Ministerpräsidenten stellen müsse. Ramelow hat dagegen immer gesagt,
die stärkste Partei habe das Vorschlagsrecht. Das klingt zwar sehr
ähnlich, bedeutet aber etwas ganz anderes. Der Ex-Gewerkschafter
hatte seine Kurswende von Anfang an als Option eingeplant.

Lafontaine und Gysi hat das gleichwohl kalt erwischt. Für sie ist
es eine neue Erfahrung, dass sich ihnen jemand selbstbewusst in den
Weg stellt. Kommt es zu Rot-Rot-Grün in Thüringen, kann es Ramelow
fast schon egal sein, wer unter ihm Ministerpräsident wird. Er ist
dann der starke Mann - in Erfurt und auch in Berlin. Dort könnte er
die Nach-Lafontaine-Ära einläuten und einen personellen und
programmatischen Schlussstrich ziehen. Wenn ihn die Radikalen lassen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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