(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Eine neue Führung beseitigt nicht das strategische Dilemma - Wozu braucht es noch die SPD? Von Friedrich Roeingh =

Geschrieben am 29-09-2009

Düsseldorf (ots) - Die SPD macht das, was sie inzwischen am besten
kann: Ihr Führungspersonal austauschen. So zwingend es ist, dass die
Partei nicht einfach mit den Figuren weitermachen kann, die ihren
historischen Tiefpunkt verkörpern, so wenig wird ein erneuter
Austausch der Parteispitze ein einziges ihrer existenziellen Probleme
lösen. Zur Erinnerung: Ein Teil derjenigen, die jetzt Franz
Müntefering aufs Altenteil schicken, haben diesem erst vor einem Jahr
zugejubelt, als er den vermeintlich glücklosen Kurt Beck wegputschte.

So ist auch diesmal die personelle Erneuerung nicht Lösung,
sondern nur Ausdruck der existenziellen Krise der Partei. Einer
Partei, die sich mit Schröders Agenda-Politik ebenso wie mit
Münteferings Rente mit 67 von sich selbst entfremdet hat - so
unvermeidbar der strukturelle Umbau des Sozialstaats im Angesicht des
demografischen Wandels auch sein mag. Also wird auf diesen
personellen Wechsel zwingend der Linksruck der SPD folgen. Dafür
steht die künftige Generalsekretärin Andrea Nahles. Und der
designierte Parteivorsitzende Sigmar Gabriel ist wendig genug, diesen
Schwenk mitzuvollziehen.

Doch auch der unvermeidbare Linksruck in der Opposition ist kein
Garant für künftigen politischen Erfolg. Die Verlierer dieser
Gesellschaft haben sich längst aus der politischen Willensbildung
verabschiedet oder bei der Linken versammelt, die immer mehr
versprechen wird als die SPD. Auch der Wunsch, über die
Wiederannäherung an die Linke zur Wiedervereinigung mit ihr zu
gelangen, erscheint allzu träumerisch. Was sollte die Sozialisten,
die im Osten Deutschlands inzwischen Volkspartei sind und im Westen
von den Verlierern der Gesellschaft als ihr Sprachrohr anerkannt
werden, ernsthaft dazu bewegen? Eine Übernahme der SPD durch die
Linke erscheint nicht weniger realistisch.

Die Sozialdemokraten werden in den kommenden Jahren nicht um die
Rückkehr an die Macht, sondern ums nackte Überleben kämpfen. Dabei
droht die Partei regelrecht zerrieben zu werden: Zwischen ihrer
linker Konkurrenz, einer Union, die als einzig verbliebene
Volkspartei ein breites Spektrum der Gesellschaft abdeckt, und Grünen
und Liberalen, bei denen sich das weltoffene und gut situierte
Bürgertum besser aufgehoben fühlt.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

227869

weitere Artikel:
  • RNZ: Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg, zu: SPD Heidelberg (ots) - Die Niederlage der SPD frisst ihre Väter reihenweise. Die Art und Weise, wie den bisherigen Granden der Partei die Macht entrissen und eiligst unter jene verteilt wird, die sich taktisch am cleversten auf diesen Moment vorbereitet haben, setzt die Serie der unsäglichen Personalentscheidungen in der SPD fort. Der Negativrekord verzeichnet demnächst den siebten Vorsitzenden in zehn Jahren. Und dieser nicht nur politische, sondern auch personelle Erosionsprozess wird vom früheren SPD-Pop-Beauftragten Sigmar Gabriel, mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema SPD: Bielefeld (ots) - Der einstmals stolze Großsegler SPD ist ein politisches Wrack. Vergangen sind jene Tage, als bei Bundestagswahlen 40 oder gar 45 Prozent die Segel blähten. Mit gerade noch 23 Prozent ist die Volkspartei auf Grund gelaufen. Die SPD-Mannschaft reagiert, wie man es von ihr aus vorangegangenen Krisentagen kennt: Sie meutert. Steuermann Franz Müntefering muss abmustern, die treuen Fahrensleute Hubertus Heil und Peer Steinbrück werden über die Planke getrieben, und Kapitän Frank-Walter Steinmeier steht unter Bewachung. Kurs mehr...

  • Ostsee-Zeitung: Kopflose Rochade - Kommentar zur Führungskrise der SPD Rostock (ots) - So putschartig, wie Frank-Walter Steinmeier vor einem Jahr den glücklosen Kurt Beck aus dem Parteivorsitz hievte, so versucht der gescheiterte Kanzlerkandidat nun wenigstens einen Zipfel Macht in der Hand zu behalten. Dabei haben ihm gestern in der neuen, zutiefst frustrierten SPD-Bundestagsfraktion wohl nur deshalb so viele Abgeordnete ihre Stimme gegeben, weil hinter den Kulissen bereits die nächste Personalrochade an der Parteispitze ausgehandelt worden war. Die SPD ist von elf Jahren Regierungsarbeit dramatisch mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zur Atomdebatte: Bielefeld (ots) - Es war eine wiederkehrende Klage im Wahlkampf: Die Positionen der großen Parteien seien kaum unterscheidbar. Der Wähler habe keine richtige Auswahl. Mithin sei es im Grunde egal, wer regiere - es ändere sich ohnehin nichts. Was für ein Unfug das war, zeigt sich nun im Verhalten der Energieriesen. Sie sind der Meinung, der Ausstieg aus dem eigentlich bis 2021 zu vollendenden Atomausstieg sei nur noch eine Frage der Zeit. Aller Voraussicht nach haben sie damit Recht. Da können Vertreter der neuen Regierungskoalition noch mehr...

  • Neue Westfälische: KOMMENTAR Diskussion über rot-rot-grüne Zusammenarbeit in NRW Alle Optionen offen PETER JANSEN, DÜSSELDORF Bielefeld (ots) - Das Schicksal der früheren hessischen SPD-Vorsitzenden Andrea Ypsilanti hängt wie ein Menetekel über Hannelore Kraft und der NRW-SPD. Vor den Landtagswahlen 2008 hatte Ypsilanti versprochen, mit der Linkspartei keine Bündnisse einzugehen. Nach der Wahl unternahm sie zwei vergebliche Versuche, sich mit Hilfe der Linken zur Ministerpräsidentin wählen zu lassen. Ypsilanti musste aufgeben, Neuwahlen gerieten für die Hessen-SPD zum Fiasko. Einen Wortbruch wie Ypsilanti will Kraft auf jeden Fall vermeiden, obwohl sie weiß, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht