Börsen-Zeitung: Ein wenig besorgniserregend, Kommentar zum Hochzinsanleihe-Markt von Kai Johannsen
Geschrieben am 16-10-2009 |
Frankfurt (ots) - Es gibt eine gute Nachricht für alle Unternehmen mit einer Bonitätseinstufung im Sub-Investment-Grade-Bereich, d.h. einer Kreditwürdigkeitsnote von "BB+" (Agenturen Standard&Poor's und Fitch) bzw. "Ba1" (Moody's) bis "CCC-" bzw. "Caa3". Es ist vollkommen gleichgültig, ob die Banken an diese Firmen nun Kredit vergeben oder nicht, denn das Fremdkapital kann nun mit Leichtigkeit über andere Kanäle besorgt werden, und zwar über den Bondmarkt für hochverzinsliche Wertpapiere.
Seit der abgelaufenen Handelswoche ist das Emissionssegment dieser sogenannten High-Yielder wieder offen,und so, wie es derzeit aussieht, wohl auch in seiner gesamten Breite, von Firmen, die in den nächsten fünf Minuten ausfallen werden, vielleicht einmal abgesehen. Den Türöffner spielte Heidelberg Cement, die einen gigantischen Bondauftritt hinlegte, und zwar in jeder Hinsicht. Der Baustoffkonzern kam mit drei Anleihetranchen von fünf, sieben und zehn Jahren Laufzeit. Das zehnjährige Papier gab es auch nur auf Wunsch der Investoren, der Emittent wollte eigentlich nur zwei Anleihen bringen und darüber mehr als 1 Mrd. Euro bei den Investoren lockermachen.
Was sich dann allerdings am Dienstag bei der Orderbücheröffnung abspielte, dürfte so mancher Finanzvorstand angesichts der Erfahrung von in der Krise vollkommen ausgetrockneten Primärmärkten für Corporate Bonds schon als paradiesisch bezeichnen. Die Investoren standen Schlange, um ihr Geld bei den Heidelbergern abzuliefern. Zeichnungswünsche von mehr als 700 Investoren sorgten letzten Endes für ein Orderbuch von mehr als 10 Mrd. Euro. Heidelberg Cement konnte wahrlich aus dem Vollen schöpfen und tat das auch. Wen wundert's? 2,5 Mrd. Euro wurde der Deal mit den drei Tranchen schwer. Rekord am Euro-High-Yield-Markt. Ohne Frage: Die Investoren hatten sich auf eine hohe Überzeichnung eingestellt und wussten sicherlich auch, dass sie in der Allokation zurechtgestutzt würden. So manche Order dürfte also inflationiert gewesen sein.
Strahlende Gesichter dürfte es in Heidelberg auch beim Blick auf die Konditionen - kein Vergleich zum "Vorkrisenniveau" - gegeben haben. Die Investoren bekamen für die Fünfjährige einen Kupon von 7,5% (endfällige Rendite: 7,875%), für die Siebenjährige 8% (8,5%) und für die Zehnjährige einen Kupon von 8,5% (9%).
Rückblende: Im März dieses Jahres wollte sich der mexikanische Zementhersteller Cemex 500 Mill. Dollar besorgen. Dabei war ein Kupon von 20% am Markt im Gespräch. Der Auftritt musste mangels Investorennachfrage abgesagt werden. Heute begnügen sich die Investoren aber bei einem im Einfach-B-Bereich benoteten Emittenten mit Kupons, die vor wenigen Monaten von Investment-Grade-Firmen gezahlt werden mussten, um Fremdkapital zu bekommen. Peugeot (Rating: "BBB-") musste Anfang Juli für fünf Jahre noch einen Kupon von 8,375% bieten. Bei ThyssenKrupp waren es Anfang Juni für ebenfalls fünf Jahre Laufzeit noch 8% Kuponverzinsung. Bei ArcelorMittal mit einem Rating von "BBB+", also fünf bis sieben Bonitätsstufen besser bewertet als die Heidelberger, waren es Ende Mai für vier und sieben Jahre Laufzeit 8,25% und 9,375%. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Doch damit nicht genug: Der Höhepunkt in Sachen Investorennachfrage nach den Bonds aus Heidelberg konnte im Sekundärmarkt beobachtet werden. Die Bonds waren gerade einmal zwei Stunden im Handel, da waren die Spreads, d.h. die Risikoaufschläge über der risikolosen Verzinsung, - gemessen an den Bundesanleihen - schon extrem zusammengeschnurrt: am langen Ende schon um mehr als 70 Basispunkte. Aus Emittentensicht ist es zweifelsohne erfreulich, dass der Markt wieder offen ist. Wäre der Deal von Heidelberg Cement schiefgegangen und hätte der Baustoffhersteller die Transaktion mangels Nachfrage womöglich absagen müssen, wäre das einer Katastrophe gleichgekommen. Banken, die die Kreditvergabe einschränken, und weiterhin geschlossene Primärmärkte wären für die Unternehmen, die dringend Refinanzierungsmittel benötigen, so ziemlich das Letzte gewesen, was sie brauchen. Aber wie meinte doch gleich ein Marktteilnehmer, der den Konditionen aus Emittentensicht Respekt zollte? "Es ist auch ein wenig besorgniserregend, wie schnell sich dieser Markt entwickelt." Wirklich nur ein "wenig" besorgniserregend?
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de Telefon: 069--2732-0
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
231373
weitere Artikel:
- Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen / AWD / Datenpanne Osnabrück (ots) - Undichte Stelle Über 60 000 Vertragsangaben von Kunden des Finanzdienstleisters AWD sind dem NDR zugespielt worden - 60 000 Daten, für die dubiose Unternehmen im harten Konkurrenzkampf in der Versicherungsbranche Geld zahlen würden. Und die Hannoveraner bestreiten gar nicht die undichte Stelle in ihrem System. Sie versuchen lediglich, die Brisanz der aufgetauchten Datensätze zu entschärfen. Eines ist klar: Bei AWD gibt es ein Leck. Keinem Kunden kann daran gelegen sein, dass seine Vermögensverhältnisse, ja seine mehr...
- Dank kürzerer Projektdurchführungszeiten erlangen Bauträger beträchtliche Wettbewerbsvorteile, die die Wettbewerbssituation auf dem chinesischen Immobilienmarkt deutlich zu verschieben beginnen Peking (ots/PRNewswire) - Der Wettbewerb der Immobilienunternehmen in China nahm im dritten Quartal des Jahres noch weiter zu. Dem von CRIC (China) Information Technology Co., Ltd. gemeinsam mit China Real Estate Appraisal und dem Shanghai E-house R&D Institute herausgegebenen "Bericht zur Umsatz-Rangfolge chinesischer Immobilienunternehmen für das 3. Quartal 2009" zufolge hat Evergrande Real Estate Group, ein Unternehmen, das im Begriff ist, in Hongkong an die Börse zu gehen, erstmals eine ganze Reihe grosser Immobilienunternehmen überrundet mehr...
- Die Behandlung des Unterleibkrebses tritt mit einer für die Patientin massgeschneiderten Versorgung in eine neue Ära ein Belgrad, Serbien (ots/PRNewswire) - die Fortschritte in der Krebsvorsorge und -behandlung, über die diese Woche auf dem führenden europäischen Kongress für Unterleibskrebs berichtet wurde, zeigen, dass die Behandlung inzwischen sehr viel wirkungsvoller auf den Bedürfnisse der jeweiligen Frau ausgerichtet werden kann, sodass die Überlebenschancen ohne zusätzliche Komplikationen und Einschnitte in die Lebensqualität verbessert werden können. Professor Ate van der Zee aus den Niederlanden, der neugewählte Präsident der Europäischen Gesellschaft mehr...
- "Kapitalgewinnungskompetenz" prägt die Immobilienbranche in China Peking (ots/PRNewswire) - Dem von CRIC (China) Information Technology Co., Ltd. gemeinsam mit China Real Estate Appraisal herausgegebenen "Bericht zur Umsatz-Rangfolge chinesischer Immobilienunternehmen für das 3. Quartal 2009" zufolge, hat Evergrande Real Estate Group, ein nicht an der Börse notiertes Unternehmen, seine Mitbewerber beim Verkauf von Wohnungsprojekten in 70 bedeutenden Städten in ganz China überrundet. Das Unternehmen nahm in China in Bezug auf die verkaufte Nutzfläche in den ersten drei Quartalen sowie beim Verkaufsvolumen, mehr...
- Chinas Immobilienbranche tritt in eine vom Markenimage geprägte Ära ein Peking (ots/PRNewswire) - Am 9. Oktober gaben CRIC (China) Information Technology Co., Ltd und China Real Estate Appraisal gemeinsam die Umsatz-Rangfolge chinesischer Immobilienunternehmen für das 3. Quartal 2009 heraus. Die neuen Akteure wie Evergrande Real Estate Group übertrafen dabei die seit Langem etablierten Giganten wie Vanke nach einer über 10-jährigen Anstrengung in Bezug auf mehrere entscheidende Indikatoren ganz erheblich. Hinter dieser Leistung steht implizit der Wettbewerb verschiedner Entwicklungsmodelle für chinesische Immobilienunternehmen. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|