Lausitzer Rundschau: Zum Anti-Doping-Gesetz: Scheinheilig
Geschrieben am 03-08-2006 |
Cottbus (ots) - Das Normale ist schon lang' nicht mehr genug. Es reicht nicht aus, wenn ein 100-Meter-Läufer einen Olympiasieg nach Hause bringt. Er muss unter zehn Sekunden liegen. Schneller, höher, weiter - das ist die Devise. Ob in der Leichtathletik, beim Skispringen oder beim Radsport. Funktionäre, Medien und Politiker überschlagen sich derzeit in ihren Forderungen nach einem Anti-Doping-Gesetz. Das ist scheinheilig, denn es sind genau diese Stellen, die jahrelang die Augen vor dem Offensichtlichen verschlossen haben. Die ihre Hände in Unschuld waschen und angeblich nichts gewusst haben wollen: Nicht die Fernsehanstalten, die einzelne Sportler hochstilisieren, die Idole schaffen und sie gleichermaßen wieder fallen lassen, wenn die gewohnten Erfolge ausbleiben. Nicht die Sponsoren, die immer höhere Leistungen mit immer höher dotierten Werbeverträgen belohnen, nicht die Trainer und Betreuer, die sich im Glanz der Erfolge ihrer Schützlinge sonnen. Wenn ein Sportler diesem Druck nicht mehr standhält und zu verbotenen Mitteln greift, um die Erwartungen zu erfüllen, ist der Aufschrei groß. Das einstige Idol wird als Täter verdammt und wird von Kollegen und Öffentlichkeit gemieden. Ja, wir brauchen ein Anti-Doping-Gesetz. Wir brauchen einheitliche Regelungen, denn wer dopt, betrügt. Und es muss eine Möglichkeit geben, dagegen vorzugehen. Aber blinder Aktionismus, wie er nach den jüngsten Skandalen um Floyd Landis und den Vorwürfen gegen Jan Ullrich wieder um sich greift, ist der falsche Weg. Es gilt einen Konsens zu finden, der international Bestand hat, der alle Profisportler mit einbezieht und nachhaltig vor Doping abschreckt. Denn mehr wird ein Anti-Doping-Gesetz nicht schaffen.
Originaltext: Lausitzer Rundschau Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=47069 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_47069.rss2
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