Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zu Blairs Auftritt im Ausschuss
Geschrieben am 29-01-2010 |
Köln (ots) - Keine Reue
JOCHEN WITTMANN, London, zu Blairs Irakpolitik
Der Mann, der sein Land mit der Mär von Saddams Massenvernichtungswaffen in einen Krieg zerrte, bereut nichts. Tony Blair hält nach wie vor den Regimewechsel in Bagdad für gerechtfertigt. Vor dem Irak-Untersuchungsausschuss in London gab sich der Ex-Premier kompromisslos: Während die Mehrheit seiner Landsleute die Invasion in den Irak für das größte außenpolitisches Debakel der Nachkriegszeit halten, verteidigt der Ex-Premier leidenschaftlich seine damalige Politik. Nur seine Rechtfertigung klingt jetzt anders.
Bisher hat Blair mit einer Hand-aufs-Herz-Taktik argumentiert: Ich habe nur das getan, pflegte er zu versichern, was ich aus tiefster Seele für richtig hielt. Jetzt liefert er ein paar handfeste Gründe, warum seine harte Linie gegenüber Saddam geboten war. Die Risikoeinschätzung hätte sich nach den El-Kaida-Anschlägen in New York "dramatisch geändert": Für ihn sei es undenkbar gewesen, dass man solchen Schurkenstaaten noch hätte erlauben können, Massenvernichtungswaffen zu entwickeln.
Ob diese Verteidigung ihm hilft, wenn Geschichtsbücher das Urteil über ihn fällen, darf bezweifelt werden. Seine Hybris, mit der militärischen Faust die Welt reparieren zu wollen, hat den terroristischen Gegner eher gestärkt als geschwächt. Einzig sein Anspruch, den Irak von einer monströsen Diktatur befreit zu haben, ist erfüllt - aber es wird die Iraker noch Jahre kosten, mit den Verwerfungen des Krieges fertig zu werden.
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