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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Griechenland-Krise:

Geschrieben am 11-02-2010

Bielefeld (ots) - Die Europäische Union wird Euros nach Athen
tragen - nur wann, wie viele und zu welchen Bedingungen, das bleibt
noch eine Weile offen.
Mit dieser Entscheidung beweist die Führung Europas in Brüssel wieder
einmal, dass sie in Krisensituationen professionell agieren kann. Die
gleiche Professionalität wünschte man sich allerdings auch im Alltag.
Dann würde manche Krise möglicherweise gar nicht erst entstehen.
So wie es Banken gibt, die zu groß und zu wichtig sind, als dass sie
einfach pleite gehen können, so gibt es auch Staaten, bei denen ein
Bankrott unvorstellbar ist. Dies gilt möglicherweise noch nicht für
Island. Es galt aber um die Jahrtausendwende für Argentinien. Im
Falle Griechenlands würde ein Bankrott aktuell eine Welle auslösen,
die über kurz oder lang nicht nur die kreditgebenden Banken in
Westeuropa, sondern womöglich auch noch andere schwächelnde Staaten
wie Portugal, Spanien, Italien und Irland mit sich reißen würde.
Der Euro ist eine Solidargemeinschaft. Wie stark die Bindung ist,
wird gern von Spekulanten getestet. Griechenland ist der erste
Dominostein. Würde er fallen, wäre dies der erste Schritt zur
Auflösung.
Auf den ersten Blick versetzt dies Athen in eine starke Stellung.
Obwohl sich die griechische Regierung schon den Zutritt zu Euro-Land
nur durch Tricksereien erschleichen konnte, nutzte sie die Vorteile.
Befreit von den Rücksichtnahmen, die ein eigenes Wechselkurssystem
erfordert, erhielt sie Milliardenhilfen aus Brüssel. Zugute kamen der
Regierung vor allem die niedrigen Zinsen, um den Griechen einen
Wohlstand zu schenken, der mit Drachmen nie zu bezahlen gewesen wäre.
Die dicke Rechnung folgt jetzt. Griechenland, das nur drei Prozent
der Wirtschaftsleistung in der Europäischen Union erbringt, kann den
Wohlstand auf Pump angesichts gestiegener Zinssätze nicht mehr
finanzieren. Das Land braucht Stütze von den anderen Mitgliedsstaaten
der EU. Diese werden darauf drängen, dass Athen im Gegenzug seine
Ausgaben spürbar reduziert. Die griechische Bevölkerung, die im
Augenblick noch Widerstand leistet, wird dies einsehen müssen. Ohne
den Euro wäre das Land nämlich den Spekulationen noch mehr
ausgeliefert. Ohne den Euro wären die nationalen Einschnitte in das
Wirtschafts- und Sozialsystem in jedem Fall noch viel größer.
Allerdings darf Brüssel nicht beim Krisenmanagement stehen bleiben.
Der Fall Griechenland zeigt, dass die in Maastricht vereinbarten
Stabilitätskriterien nicht ausreichen. Angesichts der immensen
Schulden, die sich auch starke Länder wie Deutschland und Frankreich
derzeit als Folge der Weltwirtschaftskrise aufgebürdet haben, müssen
die Staaten eine stärkere Ausgabenkontrolle zulassen - auch wenn dies
nationale Souveränitätsansprüche beschneidet. Doch Solidarität gibt
es nicht zum Nulltarif - weder im Staat noch in einer
Staatengemeinschaft.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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