WAZ: Es herrscht Athen in Düsseldorf. Kommentar von Thomas Wels
Geschrieben am 27-05-2010 |
Essen (ots) - Unser politisches Führungspersonal, so viel ist
klar, muss anständig bezahlt sein. Klar ist aber auch: Einem Minister
nach fünf Jahren Tätigkeit runde 4000 Euro brutto als Pension
auszuzahlen, ist schlicht unanständig.
Mit welcher Berechtigung erhalten Minister nach fünf Jahren mehr
als das Dreifache eines Rentners, der nach 45 Jahren
Durchschnittsverdienst auf monatlich 1224 Euro kommt? Mit welcher
Berechtigung - man glaubt es kaum - haben die Minister nach acht
Jahren Tätigkeit einen Pensionsanspruch ab 55 Jahren, während die
Altersgrenze für gesetzlich Versicherte aus gutem Grund auf 67 Jahre
angehoben worden ist? Es herrscht Athen in Düsseldorf.
Politiker schimpfen gerne, und in Zeiten der Finanzkrise
reichlich, über raffgierige Manager, die risikofreie Abfindungen und
Boni kassierten. Was für eine Heuchelei angesichts dieser
Luxus-Pensionen, die bei einer Lebenszeit von achtzig Jahren deutlich
über eine Million Euro wert ist. Nochmals: erworben in fünf Jahren!
Also: Bezahlt unser Führungspersonal anständig, es darf auch ein
wenig mehr sein als heute. Das Mindeste aber ist, dass NRW-Minister
(ebenso wie jetzt schon die Landtagsabgeordneten) selbst für ihre
Altersvorsorge ansparen müssen. Die Änderung dieses
Gutsherrengesetzes stünde einer neuen Regierung gut zu Gesicht.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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