Rheinische Post: Euro-Webfehler von Antje Höning
Geschrieben am 07-06-2010 |
Düsseldorf (ots) - Kurz beherrschte der Abschied von Köhler und
Kopfpauschale die Bundesregierung. Ihr größtes Problem aber bleibt
der Euro. Leichtfertiges Gerede im Nicht-Euro-Land Ungarn reichte
schon aus, um den Euro unter 1,20 Dollar stürzen zu lassen. Das
Problem dabei ist nicht der Kurs selbst, der freut deutsche
Exporteure. Das Problem ist das Tempo des Sturzes. Und so erläuterte
Finanzminister Schäuble gestern nicht sein Sparpaket, sondern reiste
zu einem neuen EU-Treffen, um Details des 750-Milliarden-Hilfspaketes
festzuzurren. Dieses war nötig, um eine ungeordnete Pleite
Griechenlands samt Domino-Effekt zu verhindern. Doch dabei kann es
nicht bleiben. Um eine Wiederholung des Athener Dramas zu verhindern,
muss die Euro-Zone rasch ein Insolvenzrecht für Staaten etablieren.
Es geht nicht, dass Investoren hohe Zinsen auf Staatsanleihen
kassieren, im Ernstfall aber kein Risiko tragen, weil der
Steuerzahler sie herauspaukt. Das weiß Schäuble. Doch die Chance,
dass er sich durchsetzt, ist gering. Nicht nur die Wirtschaftskraft
der Euro-Länder ist (zu) unterschiedlich, auch die Stabilitätskultur.
Laut Umfrage von gestern hat jeder vierte Deutsche Angst vor
Inflation, aber nur jeder 50. Spanier. Das sagt viel über den
Webfehler der Währungsunion.
Originaltext: Rheinische Post
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