WAZ: Fußball und VIP-Tickets - Grenzen ziehen. Kommentar von Jürgen Polzin
Geschrieben am 08-06-2010 |
Essen (ots) - Darf man das? Drei Tage Fußball-WM Südafrika, ein
Spiel der deutschen Elf, ein bisschen Krüger-Nationalpark - und das
alles kostenlos, auf Einladung eines Geschäftspartners, der gute
Kunden binden will. In entspannter Atmosphäre spricht es sich besser
und beim Fußball sowieso. Wo aber hört Anfüttern auf, und wo beginnt
die geschäftliche Bestechung?
Es wäre naiv, zu glauben, dass eine VIP-Einladung nach Südafrika
allein des Kennenlernens wegen ausgesprochen wird. Sponsoring ist
eine Investition. Und ganz sicher ist es nicht nur der Einkäufer mit
Prokura oder der Kommunalpolitiker mit Geltungsdrang, der von
interessierter Seite hofiert wird. Auch für Journalisten gelten aus
gutem Grund ethische Grundsätze, weder Vorteile noch Versprechungen
anzunehmen, um Unabhängigkeit zu wahren.
Doch solange es im Strafgesetzbuch, Paragraf 229, einen
Interpretationsspielraum gibt, wann aus einem unmoralischen Angebot
ein Straftatbestand wird, solange wird es wie bei den VIP-Tickets
Grauzonen geben. Für klare Grenzen muss der Gesetzgeber sorgen. Diese
Forderung ist nicht neu. Sie scheiterte bislang nur an der guten
Abwehrarbeit des Berliner Politbetriebs.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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