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Kräftiger Ausgabenanstieg bei Spezialmedikamenten / BARMER GEK begrüßt Preisregulierung

Geschrieben am 09-06-2010

Berlin (ots) - Neue Arzneimittel gegen Rheuma, Krebs oder Multiple
Sklerose belasten zunehmend die Budgets der Krankenkassen. Die
Steigerungsraten der 20 ausgabenstärksten Medikamente 2009 bewegen
sich bei der BARMER GEK fast durchweg zwischen 12 und 25 Prozent. Der
durchschnittliche Ausgabenzuwachs für Arzneimittel liegt dagegen bei
6 Prozent. Das belegt der aktuelle BARMER GEK Arzneimittel-Report
2010, der die Arzneimittelverordnungen der beiden Vorgängerkassen
analysiert. BARMER GEK Vize-Chef Dr. Rolf-Ulrich Schlenker warnt vor
einer Überforderung der gesetzlichen Krankenversicherung: "Warum
verlangen die Pharmafirmen für das Krebsmittel Glivec in
Großbritannien 1800 Euro, bei uns aber 2800 Euro? Durch das
Innovationsargument sind solche Preisunterschiede jedenfalls nicht
gedeckt."

Abermals sind es die Spezialpräparate im Hochpreissegment, die für
die Ausgabendynamik sorgen. Von den rund 3,7 Mrd. Euro
Arzneimittelkosten der BARMER GEK für 2009 entfallen rund 20 Prozent
bzw. 700 Millionen Euro auf die Top 20-Präparate. Auf Platz 1 und 2
finden sich zwei innovative Rheumamittel mit Ausgabensprüngen um 20
bis 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr (Jahrestherapiekosten: 16.000
bis 24.000 Euro). Auf Platz 3 bis 5 liegen Präparate gegen Multiple
Sklerose mit einem Ausgabenanstieg um 12 bis 24 Prozent
(durchschnittliche Jahrestherapiekosten von 40.000 Euro). Für das
führende Krebsmittel Glivec, Platz 8 bei BARMER GEK, Platz 3 bei den
Industrieumsätzen in Deutschland, wurde ein Ausgabenzuwachs von 17
Prozent verzeichnet (Jahrestherapiekosten zwischen 38.000 und 50.000
Euro).

"Deutschland kann gut darauf verzichten, Referenzland für
europäische Preisbildung zu sein", erklärte Schlenker. Es sei an der
Zeit, die Arzneimittelpreisbildung vernünftig zu gestalten, ohne
gleichzeitig Innovationshemmnisse zu fördern. Ausdrücklich begrüßt er
die Passage im Referentenentwurf zum "Arzneimittelneuordnungsgesetz"
(AMNOG), wonach Schiedsverfahren zur Festlegung von Erstattungshöhen
die Höhe des tatsächlichen Abgabepreises in anderen europäischen
Ländern berücksichtigen sollen: "Die europäische Perspektive muss
bereits vorher Maßstab für die direkten Verhandlungen zwischen dem
Spitzenverband der Krankenkassen und den Pharma-Unternehmen sein. Das
wäre der Durchbruch für faire Preise und gute Verträge."

Autor Professor Dr. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der
Universität Bremen sieht neben echten Innovationen auch fragwürdige
Arzneimittel in den Top-20: "Wir können mit Arzneimitteln sparen, wir
können aber auch weiterhin an Arzneimitteln sparen." Das Mitglied im
bisherigen Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im
Gesundheitswesens äußerte erhebliche Zweifel am Zusatznutzen manch
angeblich innovativer und viel verordneter Arzneimittel. Das
Einsparvolumen für drei bestimmte Präparate aus der Top-20-Liste
bezifferte Glaeske auf rund 50 Millionen Euro. Nach wie vor sieht der
Pharmaexperte große Effizienzreserven in einer gesteigerten
Generikaquote: "Hebt man den Anteil der Nachahmerprodukte von 81 auf
85 Prozent, bringt das 400 Millionen Euro." Weitere Einsparpotentiale
ergeben sich 2010/ 2011 mit dem Patentablauf von rund 60
patentgeschützten Wirkstoffen im Gesamtvolumen von rund 2,9
Milliarden Euro.

In seiner Kommentierung des aktuellen Gesetzesvorhabens geht
Glaeske einen Schritt weiter. Für die Klasse patentgeschützter
Arzneimittel ohne vergleichbaren Zusatznutzen fordert er eine
Kassenzulassung auf Zeit: "Der tatsächliche Patientennutzen lässt
sich nicht abschließend auf Grundlage von Schnellbewertungen klären.
Wir brauchen unbedingt ein herstellerunabhängiges Prüfverfahren, das
verlässliche Aussagen über den Therapieerfolg unter alltäglichen
Versorgungsbedingungen ermöglicht. Die nachträgliche
Kosten-Nutzen-Bewertung muss zur Pflicht werden." Bestätige sich dann
die vorläufige Einschätzung, könne der Preis bleiben. Sei hingegen
kein Zusatznutzen feststellbar, könne man den vorläufigen Preis
wieder absenken und die überzahlten Beträge an die Kassen
zurückerstatten.

Der Report bietet auf Basis von 8,5 Millionen Versicherten einen
ersten verlässlichen Überblick zu aktuellen Entwicklungen und
Ausgabentrends im deutschen Arzneimittelmarkt. Überdies enthält der
zum zehnten Mal erscheinende Report spezielle Auswertungen zur
Versorgung mit Zytostatika-Rezepturen, des Prostatakarzinoms oder der
Multiplen Sklerose. Im aktuellen BARMER GEK Arzneimittel-Report 2010
wurden erstmals auch Verordnungsdaten der ehemaligen Einzelkassen
BARMER und GEK aus den Jahren 2008 und 2009 zusammengeführt.

Hinweis: Die digitale Pressemappe inklusive Grafiken zum Thema und
der BARMER GEK Arzneimittel-Report stehen Ihnen unter
www.barmer-gek.de/presse zum Download zur Verfügung.

Originaltext: BARMER GEK
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/8304
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_8304.rss2

Pressekontakt:
BARMER GEK Pressestelle

Athanasios Drougias (Ltg.)
Tel.: 018500 99 1421
Dr. Kai Behrens
Tel.: 030 2061 87 9918
Thorsten Jakob
Tel.: 018500 99 1451
Daniela Sczesny
Tel.: 018500 99 1438
Axel Wunsch
Tel.: 018500 99 1446


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