BERLINER MORGENPOST: Auf Augenhöhe mit Klaus Wowereit - Leitartikel
Geschrieben am 09-06-2010 |
Berlin (ots) - Es kann auch wieder abwärts gehen. Wer sehen will,
wie wankelmütig die Liebe des Volkes zu einer politischen Kraft ist,
muss sich nur den beispiellosen Absturz der FDP auf nur noch fünf
Prozent anschauen. Gerade die Berliner Grünen haben Erfahrung, wie es
sich anfühlt, Umfrage-Weltmeister zu sein, aber im entscheidenden
Spiel am Wahltag zu versagen. Deswegen tun die Grünen gut daran, den
Ball flach zu halten und Euphorie zu vermeiden. Es sind schließlich
noch fünfzehn Monate hin bis zu den nächsten Wahlen zum Berliner
Abgeordnetenhaus. Aber die Umfragen in diesem Frühsommer verheißen
bis dahin ein aufregendes Jahr. Fast alles scheint möglich nach dem
4. September 2011, an dem die Bürger voraussichtlich an die Urnen
treten werden. Die zentrale Frage wird sein, ob die Grünen
tatsächlich mit ihrer Spitzenfrau Renate Künast den Angriff wagen.
Die frühere Bundesministerin aus dem Bundestag abzuziehen und an
ihrer Berliner Heimatfront gegen einen nach zehn Jahren im Amt nicht
mehr taufrischen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit antreten zu
lassen, birgt nach derzeitiger Lage eine reelle Chance in sich,
erstmals in einem deutschen Bundesland eine grüne Ministerpräsidentin
zu installieren. Künast könnte nach dem hessischen Turnschuhminister
Joschka Fischer deutsche Geschichte schreiben. Noch hat die
Fraktionschefin im Bundestag ein paar Monate Zeit, um zu sehen, wie
sich die Stimmung entwickelt in ihrer Heimatstadt. Und ob sich
Schwarz-Gelb auf der Bundesebene soweit stabilisiert, dass mit einem
vorzeitigen Scheitern ihrer Koalition auf Bundesebene eben doch nicht
zu rechnen ist. Dann könnte der historische Sturm auf Berlin durchaus
seinen Reiz haben gegenüber dem Business as usual in der Opposition.
Klaus Wowereit hätte mit der Ex-Ministerin, die Berlin aus dem Effeff
kennt, in seinem dritten Wahlkampf erstmals eine Herausfordererin auf
Augenhöhe. Die anderen Parteien bangen völlig zu Recht, ein
zugespitztes Duell zwischen Künast und Wowereit ums Rote Rathaus
könnte auf der politischen Bühne keinen Platz mehr für sie lassen.
Die Zeit arbeitet für die Grünen. Die Gebildeten, die nach Berlin
ziehen und weite Teile der Stadt prägen, wählen sie überproportional
stark, ebenso die Jungen. Das linksbürgerliche, ökologisch gesinnte
Milieu, in dem die Grünen Volkspartei sind, wächst. Deswegen ist es
nicht vermessen, für die früheren Alternativen auf Sieg zu setzen.
Wenn es gelingt, unter den Anhängern der Union und der FDP den
Eindruck zu vermitteln, es gebe nur mit Grün-Rot oder Grün-Schwarz
eine reelle Chance, die politische Hegemonie der SPD und der Linken
in Berlin nach zehn Jahren zu beenden, wird es spannend.
Originaltext: BERLINER MORGENPOST
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Originaltext: Stuttgarter Nachrichten
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