Neues Deutschland: zur DIW-Studie über Einkommen
Geschrieben am 15-06-2010 |
Berlin (ots) - Es überrascht nicht, von der wachsenden Kluft
zwischen Armen und Reichen zu hören. Die Politik hat seit Jahren
darauf hingearbeitet und beschleunigt diesen Trend mit aktuellen
Entscheidungen wie dem Sparpaket weiter. Aus ersten Zugeständnissen
an jene, die Arbeitslosen Faulheit vorwarfen, wurden Gesetze, die als
Strafe dafür gleich eine neue, als minderwertig abgestempelte Schicht
schufen: die Hartzer. Die Angst ausnutzend, nicht zu jenen
Ausgegrenzten gehören zu wollen, macht es wiederum möglich, Löhne zu
drücken, Sanktionen zu verstärken und darüber nachzusinnen, wie man
die gesetzliche Krankenversicherung abschaffen kann oder was sich bei
den Rentnern noch abschöpfen lässt. Man hat das Gefühl, »die da oben«
sind in ihrem Zirkel inzwischen ganz unter sich, und weder Studien
noch Warnungen aus der Opposition oder besorgte Stimmen aus den
eigenen Reihen können sie stoppen. Beratungsresistenz, Kälte und
Realitätsferne haben eine unheilige Allianz geschmiedet, aus der sich
offensichtlich niemand zurückziehen kann - aus Angst, der ganze Laden
kracht zusammen. Parallel dazu entwickelt sich die
Ein-Euro-Kochbuch-Kultur, die den Armen erklärt, wie sie für wenig
Geld schöner tafeln können, falls sie noch nicht so weit sind, ihre
Mahlzeiten gleich bei einer Armenspeisung einzunehmen. Es gibt
übrigens auch schon Medikamententafeln, erfunden von barmherzigen
Apothekern. Nur ein Medikament gegen Sozialabbau, das gibt es leider
noch nicht.
Originaltext: Neues Deutschland
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