(Registrieren)

Drei-Stufen-Plan zur Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs

Geschrieben am 14-12-2004

13. Dezember 2004 - Zu Überlegungen der SPD-Bundestagfraktion zur Eindämmung des Umsatzsteuerbetrugs erklärt der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Joachim Poss:

Umsatzsteuerbetrug ist kein neues Phänomen. Aber die Methoden, Technik und die kriminelle Energie der häufig organisiert handelnden Betrüger sind raffinierter und effizienter geworden. Nach fachlichen Schätzungen wird mit einem Ausfall von bis zu 20 Milliarden Euro im Jahr gerechnet und dies bei einem Gesamtaufkommen von knapp 138 Milliarden Euro. Jeder siebte Euro geht den öffentlichen Kassen also bei der Umsatzsteuer verloren. Bei mehreren Fachgesprächen der SPD-Bundestagsfraktion mit Umsatzsteuer-Experten wurde deutlich: Herkömmliche Massnahmen zur Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs, also Massnahmen im Bereich des Umsatzsteuergesetzes, sind alleine nicht zielführend. Erforderlich sind auch Neuregelungen im Strafprozess- oder Strafrecht und im Bund-Länder-Verhältnis.

Nach dem bisherigen Sachstand der Diskussion kommt folgender Drei-Stufen-Plan in Frage:


  1. In der ersten Stufe geht es um die Verbesserung der Aufdeckung von Umsatzsteuerbetrug und um bessere Ermittlungsmöglichkeiten für die zuständigen Stellen. Das kann kurzfristig realisiert werden. Dazu müssen insbesondere die Möglichkeiten der Telefonüberwachung potenzieller Täter verbessert werden. Die vom Bundesgerichtshof erst kürzlich kritisierte Vorschrift der schweren Steuerhinterziehung nach Paragraph 370 a der Abgabenordnung, die mittelbar zur Telefonüberwachung gemäss Paragraph 100 a der Strafprozessordnung führt, soll Gegenstand einer Neuregelung sein. Auch ist zu prüfen, ob schwere Steuerhinterziehung nicht weiterhin in der Abgabenordnung, sondern aus rechtspolitischen Gründen im Strafgesetzbuch als Verbrechen verankert werden sollte. In jedem Fall dürfen die Ermittlungsmöglichkeiten zur Verfolgung einer schweren Steuerhinterziehung keinesfalls eingeschränkt, sondern müssen eher erweitert werden. Der Bundesgerichtshof hat erst im März dieses Jahres entschieden, dass Umsatzsteuerkarussellbetrüger den Tatbestand einer kriminellen Vereinigung nach Paragraph 129 Strafgesetzbuch erfüllen können. Hier geht es also um schwere organisierte Kriminalität.

  2. In der zweiten Stufe steht die Stärkung der Rolle des Bundes bei der Bekämpfung der Steuerkriminalität im Mittelpunkt. Diese Aufgabe soll mittelfristig realisiert werden. Denn die Steuerverwaltung und daher auch die Bekämpfung der Umsatzsteuerkriminalität ist heute im Prinzip Sache der Bundesländer. Die Bundesländer haben bekanntlich die Schaffung einer Bundessteuerverwaltung abgelehnt; sie sind aber offenbar bereit, bei Betriebspruefungen und der Kriminalitätsbekämpfung eine koordinierende Rolle des Bundes zu akzeptieren. Ermittlungsdefizite bei der Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs gibt es nicht nur bei der Zusammenarbeit der Steuerverwaltungen, sondern auch bei der Zusammenarbeit der Staatsanwaltschaften und der Polizei. Es ist sicherzustellen, dass durch bessere Koordinierung und Zuständigkeiten, der Umsatzsteuerbetrug schneller entdeckt beziehungsweise verfolgt werden kann. Erforderlich ist dazu eine Änderung des Finanzverwaltungsgesetzes; denkbar ist auch die Bildung von Schwerpunktstaatsanwaltschaften in den einzelnen Bundesländern beziehungsweise im Bund.

  3. In der dritten Stufe soll ein möglicher Systemwechsel bei der Umsatzsteuererhebung angestrebt werden. Das kann erst langfristig realisiert werden. Es werden hierbei zwei Modelle diskutiert. Das eine Ist-Versteuerung mit so genannter cross check Ueberprüfung. Das andere ist das vom rheinland-pfälzischen Finanzminister Gernot Mittler vorgeschlagene Reverse-Charge-Modell - danach geht die Steuerschuld generell auf den Abnehmer einer Leistung über, soweit dieser selbst Unternehmer ist. Beide Modelle werden zur Zeit auf ihre Praxistauglichkeit hin überprüft. Beide Vorschläge setzen bei ihrer Realisierung eine Änderung der 6. Mehrwertsteuerrichtlinie voraus.

Die SPD-Bundestagsfraktion strebt im Rahmen dieses Drei-Stufen-Plans an, bis zur Bundestagswahl 2006 wichtige Schritte für eine wirksamere Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs zu unternehmen und setzt dabei auf die konstruktive Mitarbeit der Bundesländer und der Opposition.

SPD-Bundestagsfraktion - Internet: http://www.spdfraktion.de



Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

29

weitere Artikel:
  • Mit 6 Prozent ins neue Jahr: 'HVB 6% Zins-Joker-Anleihe' München, 21.12.2004 - Die HypoVereinsbank (HVB) bietet Privatkunden zum Jahresstart vom 3. Januar an eine neue Anleihe mit einer festen Zinszahlung von 6 Prozent p.a. im ersten Jahr zur Zeichnung. In den folgenden fünf Jahren ist mit der 'HVB 6% Zins-Joker- Anleihe' (ISIN DE000HV0AY97) eine Mindestverzinsung von 1 Prozent p.a. garantiert, die sich abhängig von einem Aktienkorb erhöhen kann. Die Anleger profitieren dabei von den Kursschwankungen 25 ausgewählter Blue Chip-Werte aus Europa, Japan und den USA ohne jegliches Verlust- und Währungsrisiko mehr...

  • Schily: Notruf 116 116 - bei Kartendiebstahl eine Nummer Berlin, 21. Dezember 2004 - Deutschland führt als erstes EU-Land eine spezielle Notrufnummer zum Sperren abhanden gekommener Bankkarten, Mobilfunkkarten und anderer elektronischer Berechtigungen ein. Unter der Rufnummer 116 116 wird Mitte nächsten Jahres ein bundesweiter Sperrdienst eingerichtet, der aus dem Inland entgeltfrei erreichbar ist. Bundesinnenminister Otto Schily, der die Projektidee als Schirmherr bis zum Ausschreibungsbeginn begleitet hat, erklärt: 'Der vermehrte Missbrauch gestohlener Karten macht es erforderlich, das Sperren der mehr...

  • Europäische AG bietet dt. Unternehmen neue Möglichkeiten

    Berlin, 28. Dezember 2004 - Heute ist das Gesetz zur Einführung der Europäischen Gesellschaft (SEEG) im Bundesgesetzblatt verkündet worden. Das neue Recht tritt morgen – am 29. Dezember 2004 – in Kraft. 'Die Einführung der Europäischen (Aktien-) Gesellschaft erleichtert auch deutschen, europaweit tätigen Unternehmen die grenzüberschreitende Betätigung und stärkt deren internationale Wettbewerbsfähigkeit' sagte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries. 'Mit der Europäischen Gesellschaft steht erstmals eine in wesentlichen Fragen einheitliche europäische mehr...

  • Fast 300 Unternehmen von EEG-Umlage befreit

    Entlastung fuer energieintensive Unternehmen sowie Eisen- und Strassenbahnen

    Berlin, 29. Dezember 2004 - Fast 300 besonders energieintensive Unternehmen des produzierenden Gewerbes sowie Eisen- und Strassenbahnen in Deutschland koennen im kommenden Jahr mit erheblichen Entlastungen bei ihren Stromrechnungen rechnen. Puenktlich zum Jahreswechsel hat das Bundesamt fuer Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle heute ihre Antraege nach der besonderen Ausgleichsregelung des Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) gebilligt und entsprechende Bescheide mehr...

  • Falschgeldanfall in Deutschland im 2. Halbjahr 2004

    Frankfurt am Main, 13. Januar 2005 - Im zweiten Halbjahr 2004 hat die Deutsche Bundesbank 44.742 falsche Euro-Banknoten im deutschen Zahlungsverkehr registriert. Nachdem zur Jahresmitte hin zunächst ein leichter Rückgang beobachtet werden konnte, stieg das Falschgeldaufkommen in der 2. Jahreshälfte wieder an. Die Fälschungen verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Stückelungen:

    Noten mehr...

Mehr zu dem Thema Recht und Regulierung

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Schrottimmobilien - Anleger fordern Schadenersatz

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht