WAZ: Empörung über Papst Benedikt: Das war politisch naiv - Kommentar von Angelika Wölk
Geschrieben am 15-09-2006 |
Essen (ots) - Hat Papst Benedikt in seiner Rede in der Universität von Regensburg ein Tabu verletzt? Hat er den Islam beleidigt? Die islamische Welt, so hat es den Anschein, ist sich einig: Ja, er hat den Islam beleidigt. Von Schmähkampagne ist die Rede.
Und die scharfen Reaktionen erinnern in fataler Weise an den Karikaturen-Streit, der Anfang des Jahres ausbrach. Die dänische Zeitung Jyllands Posten hatte Karikaturen mit dem Propheten gedruckt. Daraufhin war es zu teilweise gewalttätigen Demonstrationen in vielen muslimischen Ländern gekommen.
Damals war es ausgerechnet dieser Papst, Benedikt XVI., der eindeutig Stellung bezog. Er forderte unmissverständlich den Respekt vor der Religion ein. Soll er seine Meinung plötzlich geändert haben?
Eindeutig: Nein. Benedikt hat sich gleich zu Beginn seines gerade beendeten Deutschland-Besuchs für einen Dialog der Religionen eingesetzt, hat stärkere Anstrengungen zur Integration angemahnt. Und auch seine Rede in der Universität von Regensburg ist kein Angriff auf den Islam. Und sie enthält auch keine Herabsetzung der Muslime. Mit Verlaub: Wer das behauptet, hat die Rede nicht gelesen. Es ging ihm in diesem Absatz um die klare Aussage, dass Religion niemals Gewalt anwenden dürfe.
Die umstrittenen Zitate nennt er selbst "erstaunlich schroff". Und dies ist genau der Punkt, den man kritisieren kann: Warum musste er ausgerechnet einen 600 Jahre alten Dialog zwischen einem christlichen Ost-Kaiser und einem Perser wählen? Wieso hat er sich nicht klarer distanziert? Wie konnte das einem so gelehrten, belesenen Mann wie Joseph Ratzinger passieren? Das war politisch naiv. Und es wiegt um so schwerer, als Benedikt die Rede nicht als ehemaliger Professor, sondern als Oberhaupt der katholischen Kirche hielt. Doch es war sicher keine beabsichtigte Provokation. Denn dies widerspräche der gesamten Diktion dieser Rede.
Und um das auch klarzustellen: Der Papst hat kein Tabu gebrochen, indem er über das Gottesbild im Christentum und im Islam sprach. Wer dergleichen nicht toleriert, der kann die Universitäten gleich schließen. Denn wenn ein solcher Austausch nicht mehr möglich ist, ohne dass die islamische Welt einen Generalangriff auf die Religion vermutet, der stellt nicht nur die akademische Freiheit infrage, der stellt freiheitliche Werte infrage. Und gerade dafür hat sich Benedikt eingesetzt.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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