Rheinische Post: Klarheit und Wahrheit
Geschrieben am 15-09-2006 |
Düsseldorf (ots) - Von Reinhold Michels
Wer über Glaube und Vernunft spricht, wie es Benedikt XVI. getan hat, und dabei aus Höflichkeit die Irrungen und Wirrungen islamischer Fanatiker verschweigt, taugt zum Diplomaten; als Gelehrter, als ein der Wahrheit verpflichteter Botschafter des guten, friedlichen Willens wäre er eine Fehlbesetzung. Denn wie unvernünftig, ja wie böse religiöse Verblendung sein kann, lehren uns die so genannten Gotteskrieger. Sie wünschen den Christen, die ihrem religiösen Fanatismus längst abgeschworen haben, den Tod. So braucht es die islamische Welt nicht zu wundern, dass der Papst als wichtigster Repräsentant der Christenheit den dringend notwendigen Dialog der Kulturen wünscht, aber nicht um den Preis, dass die uns bedrohende "Kultur des Todes" nicht mehr beim Namen genannt werden darf. Es gibt eine Form politischer Korrektheit, die würde- und rückgratlos ist. Wahrheit und Klarheit ist die einzig angemessene, auch intellektuell zumutbare Vernunft-Haltung, mit der sich Christen und Muslime aufeinander zu bewegen müssen. Die Tiraden, die jetzt dem Papst in teilweise himmelschreiender Unvernunft gelten, lassen sich auch als Wonnen der Empörung unaufgeklärter Menschen deuten. Man möchte ihnen mit dem Motto der abendländischen Aufklärung zurufen: Habt endlich Mut, euch eures Verstandes zu bedienen.
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