Südwest Presse: Kommentar zu Nordkorea
Geschrieben am 15-10-2006 |
Ulm (ots) - Zug um Zug dreht der UN-Sicherheitsrat die Schraube fester. War es den USA im Juli nach den Raketentests Nordkoreas noch nicht gelungen, die Veto-Mächte China und Russland hinter einer verschärften Resolution nach Kapitel VII zu versammeln, so haben nun auch diese beiden Schutzmächte Pjöngjangs einer höheren Eskalationsstufe zugestimmt. Zwar werden militärische Maßnahmen weiterhin ausgeschlossen, aber die jüngste Resolution spricht eine deutlich klarere Sprache als die unverbindliche Bitte vom Juli, Raketenteile nicht mehr nach Nordkorea zu liefern. Freilich lassen auch die jüngsten Sanktionen befürchten, dass sich der stalinistische Diktator Kim Jong Il keinen Deut um deren Wirkung scheren wird. Dies umso weniger, als China und Südkorea schon angekündigt haben, einen Teil ihrer Warenprogramme nicht zu kürzen. Die Hoffnung der USA, durch diplomatischen Druck in Pjöngjang wie in Teheran zum Verzicht auf Atomwaffen bereite Staatsmänner wie Muammar al-Gaddafi in Libyen zu finden, wird deshalb enttäuscht werden. Es bleibt nichts anderes übrig, als mit Nordkorea zu verhandeln. Das gilt für Washington ebenso wie für Japan, wo der neue Ministerpräsident Shinzo Abe einen Wandel in der Rüstungspolitik seines Landes einleitet. Einen Krieg um Nordkorea wollen aber nicht nur China und Russland vermeiden. Die ganze Region hofft auf eine bessere Lösung.
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