LVZ: Sachsens Staatskanzleichef Winkler: "Unterschichten" auch ein Erbe von Rot-Grün
Geschrieben am 16-10-2006 |
Leipzig (ots) - Leipzig. In der Debatte um so genannten soziale Unterschichten hat Sachsens Staatskanzleichef Hermann Winkler (CDU) der Vorgänger-Bundesregierung eine erhebliche Mitschuld gegeben. "Die Menschen dürfen jetzt nicht in eine Situation hineingestempelt werden, für die sie nichts können. Dass es viele Menschen schwer haben, beruflich und sozial aufzusteigen, ist schließlich auch ein Erbe der Gleichmacherei von Rot-Grün", sagte Winkler der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstag-Ausgabe).
Wichtig sei es jetzt, Ursachen zu bekämpfen "und beispielsweise mehr Jobs im Niedriglohnbereich im Osten anzusiedeln". Zudem müssten diejenigen, die arbeiten gehen, auch mehr Geld in der Tasche haben als reine Hilfe-Empfänger, sagte Winkler weiter.
SPD-Fraktionschef Cornelius Weiss fordert "Maßnahmen statt Gerede". Die Politiker müssten ein offenes Ohr für die sozial Schwachen haben, statt zu meinen, alle Probleme würden sich mit der Steuersenkung für Unternehmen lösen. Auch Bildung spiele eine große Rolle. Und da müsse nun "Geld in die Hand genommen werden", sagte Weiss der Zeitung. Der SPD-Politiker verlangte beitragsfreie Vorschuleinrichtungen und eine pädagogische Ausbildung von Kindergärtnerinnen.
"Bildung ist der Schlüssel dafür, dass die Menschen ihre Lebenschancen nutzen können", erklärte gestern auch SPD-Bildungsexperte Martin Dulig. Er fordert "Kompetenzerwerb statt Wissensvermittlung" in Schulen, und weist auf Staaten hin, in denen Eltern pädagogisch besser begleitet werden. "In Finnland beispielsweise sind Fürsorge-Leistungen immer an Beratungen geknüpft." Die Hartz-IV-Gesetze seien "nicht gerade ein Erfolgsprojekt", so Dulig weiter. Aber an der jetzigen Misere hätten sie keine Schuld. "Armut gab es auch schon vorher."
Unterschiedliche Antworten in Ost und West fordert Sachsens Grünen-Fraktionschefin Antje Hermenau. Bei sozial schwachen Menschen in den neuen Ländern - laut Studie jeder Fünfte - handele es sich nicht um Arbeitsunwillige, die mit Zwangsmaßnahmen zu bekehren sind. "Sie finden keinen Job. Wir brauchen also mehr Zuverdienstmöglichkeiten für Hartz-IV-Empfänger."
Winfried Helbig, Sprecher des Leipziger Sozialforums und Mitorganisator der Leipziger Montags-Demos gegen Hartz IV, verfolgt vor allem die Debatte über das Wort Unterschichten mit Misstrauen. "Da geht es um den Begriff, aber nicht mehr um Tatsachen. Ich fürchte, dass das Thema nach dem Aufschrei über den Ausdruck abgelegt wird." Dabei würden doch ganze Kreise der Bevölkerung als überflüssig ins Abseits gestellt. Diesen Menschen eine Perspektive geben, ist Helbigs Forderung. "Wenn Kinder in Haushalten aufwachsen, wo die Eltern noch nie gearbeitet haben; wie soll man ihnen Sinn für Leistung vermitteln, oder sie dazu gewinnen, Bildung als Bedürfnis zu empfinden?"
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/218 11558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
34744
weitere Artikel:
- Stuttgarter Nachrichten: zu Gesundheitsvorsorge: Stuttgart (ots) - Endlich macht die Politik beim Thema Prävention Ernst und nimmt den Einzelnen im Interesse der Solidargemeinschaft sinnvoll in die Pflicht. Es wäre schön, zu erfahren, was mancher Funktionär daran wieder auszusetzen hat. Oder geht es am Ende nur um Totalopposition? Originaltext: Stuttgarter Nachrichten Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=39937 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_39937.rss2 Rückfragen bitte an: Stuttgarter Nachrichten Redaktion Joachim Volk Telefon: 07 mehr...
- WAZ: Studiengebühren in NRW Chance verspielt Kommentar von Christopher Onkelbach Essen (ots) - Studiengebühren sind sozial gerecht. Sie bringen den Hochschulen viel Geld in die Kassen, und sie schrecken keineswegs vom Studium ab. Das wurde den Menschen vor der Einführung von Studiengebühren immer wieder erzählt. Eine dieser drei "Wahrheiten" ist schon widerlegt, mal sehen, wann die anderen von der Realität eingeholt werden. Seit zwei Jahren sinken bundesweit die Anfängerzahlen. Einige Bundesländer bauen aus Spargründen aktiv Studienplätze ab, zugleich verlassen immer mehr junge Leute die Schulen. Die überlasteten mehr...
- LVZ: Leipziger Volkszeitung zur Unterschichten-Debatte Leipzig (ots) - Echtes Ärgernis Von Olaf Majer Sie fühlen sich als Verlierer, sind kaum flexibel, haben zumeist eine schlechte Bildung und tun wenig bis nichts, um ihre triste Lage zu ändern. Es ist ein hartes Urteil, zu dem die Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung kommt. Noch härter ist der Begriff für diese gesellschaftliche Gruppe: Unterschicht - das ordinäre Soziologendeutsch wird auch nicht besser, je mehr das Wort in aller Munde ist. Erschreckend ist zudem die Tatsache, dass gerade im Osten fast jeder einen Betroffenen kennt. mehr...
- Lausitzer Rundschau: Zur Debatte um die neue Armut Die Mitmach-Gesellschaft Cottbus (ots) - Wohlstand für alle! Der Spruch stammt nicht aus der Anarcho-Szene, sondern von Ludwig Erhard. Der damalige Bundeswirtschaftsminister hat so sein 1957 veröffentlichtes Buch überschrieben - und damit das Versprechen formuliert, dass die soziale Marktwirtschaft westdeutscher Prägung allen ihren Bürgern geben wollte: Du kannst es zu etwas bringen, wenn Du Dich nur genügend anstrengst. Natürlich konnte auch die alte Bundesrepublik diesen Anspruch nicht immer einlösen. Aber sie hat ihn doch in weiten Teilen eingelöst und auch mehr...
- Lausitzer Rundschau: Familien-Gipfel in Berlin: Mühsame Fortschritte Cottbus (ots) - Es gab Zeiten, da galt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als "weiches Thema" in der Politik. Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder sprach anfangs gar verächtlich von "Gedöns". Das hat sich gründlich geändert. Politiker aller Couleur überbieten sich beinah täglich in ihren Bekenntnissen für ein familienfreundliches Land. Auch führende Wirtschaftsvertreter geloben, dass Kinder und Karriere keine Gegensätze sein müssen. So wurden zahlreiche Initiativen gegründet, Bündnisse geschmiedet und Projekte ins Leben gerufen. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|