Rheinische Post: Israels Sex-Affäre - Von GODEHARD UHLEMANN
Geschrieben am 16-10-2006 |
Düsseldorf (ots) - Israel gerät innenpolitisch in Turbulenzen. Staatschef Mosche Katsav wird vorgeworfen, Mitarbeiterinnen vergewaltigt und sexuell belästigt zu haben. Seit August werden die Vorwürfe gebetsmühlenartig vorgebracht. Nun hat die Polizei aber Beweismittel vorgelegt. Das verändert die Lage von Grund auf. Die Öffentlichkeit fordert den Rücktritt ihres Staatsoberhauptes. Das unappetitliche Thema hat die notwendige Aufarbeitung des Libanon-Krieges und Unstimmigkeiten in der Koalition aus den Schlagzeilen verdrängt. Kriegs-Ministerpräsident Olmert kann erleichtert aufatmen: Die Nation beschäftigt sich nicht länger mit seinem Libanon-Feldzug und der Frage, ob Israel nur noch bedingt verteidigungsfähig ist.
Katsav muss daher zurücktreten. Das würde die Person vom höchsten Staatsamt trennen, das in seiner Autorität nicht beschädigt werden darf. Israels Politiker-Kaste ist ohnehin angeschlagen. Da wurden Volksvertreter der Bestechung beschuldigt und überführt. Olmert musste sich wegen eines Wohnungskaufs rechtfertigen, und vor Wochen trat sein Justizminister wegen sexueller Übergriffe zurück. Israel in der Krise? Diese Gefahr wächst. Dann beschäftigt sich das Land intensiv mit sich selbst und nicht mit dem Friedensprozess. Das wäre fatal.
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