Rheinische Post: Irak mahnt Westen
Geschrieben am 23-10-2006 |
Düsseldorf (ots) - Von Godehard Uhlemann
Der stellvertretende irakische Regierungschef Barham Salih hat Recht. Er spricht dem Westen ins Gewissen und fordert, sein Land nicht im Stich zu lassen. Der Appell richtet sich vor allem an die USA und Großbritannien, die 2003 den Militärschlag gegen Saddam Hussein wagten und damit die Initialzündung für einen neuen Irak gaben. Sie träumten von einer Demokratisierung und sprachen von Freiheit. Und heute? Der Irak droht im Sumpf von Mord und Totschlag zu versinken. Inner-irakische Kämpfe um Macht und Einfluss toben. Jeden Tag fallen bis zu hundert Menschen dem Terror rivalisierender Glaubensgemeinschaften und enttäuschter Clans zum Opfer. Da ist es verständlich, dass in Washington und London über Ausstiegsmöglichkeiten nachgedacht wird. Doch bei all dem darf nicht vergessen werden, dass beide Länder eine Mitverantwortung für das Land im Mittleren Osten tragen. Es jetzt dem Chaos zu überlassen, diskreditiert die Demokratie. Außerdem wäre nicht klar, welche Richtung der Irak einschlagen würde. Sicherlich können Truppenteile nach Hause geholt werden, doch es darf dabei kein Machtvakuum entstehen, das der jungen Regierung in Bagdad die Chance zum Überleben nimmt.
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