 Rheinische Post: Winzige Schritte
Geschrieben am 30-10-2006 |
Düsseldorf (ots) - Von Gregor Mayntz
Die anderen Europäer sind sich einig: So wie Europa bisher nur
vorankam, wenn Deutsche und Franzosen einen gemeinsamen Motor
bildeten, wird Europa künftig nur vorankommen, wenn Deutsche und
Polen nicht gegeneinander arbeiten. Weil es aber um das
deutsch-polnische Verhältnis schlecht bestellt ist, bedeutet dies
Probleme für Europas Zukunft. Haben die beiden Regierungschefs Angela
Merkel und Jaroslaw Kaczynski gestern in Berlin den Durchbruch
geschafft? Gemessen an George W. Bushs leuchtenden Augen und Jacques
Chiracs überschwänglichem Handkuss war die Reaktion Kaczynskis auf
Merkel geradezu unterkühlt. Wenn Diplomaten von einem "ehrlichen" und
"offenen" Gespräch berichten, dann sind in der Regel die Fetzen
geflogen. Zwar dürften die beiden sich nicht angebrüllt haben, aber
auf den zentralen Konfliktfeldern bleibt es beim Dissens: der Streit
um Vertriebenen-Forderungen und Ostsee-Pipeline ist für Polen nicht
erledigt. Wenigstens gab Warschau die Blockade des deutsch-polnischen
Jugendwerkes auf, wenigstens erkennt Kaczynski Merkels Bemühungen,
Polens Energie-Sorgen durch einen Europa-Verbund zu zerstreuen. Es
waren erste winzige Schritte. Der Weg ist noch weit.
Originaltext: Rheinische Post
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