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Westdeutsche Zeitung: Neue alte Nahost-Strategie = Von Alexander Marinos

Geschrieben am 14-11-2006

Düsseldorf (ots) - Normalerweise trottet ein Hund hinter seinem
Herrchen her. Sollte der Vierbeiner doch einmal vorauseilen, stellt
das keinen Rollenwechsel dar, solange das Herrchen die Leine führt.
Auch wenn der Vergleich nicht nett sein mag: Ganz ähnlich verhält es
sich mit US-Präsident Bush und dem britischen Premier Tony Blair.
Wenn Blair nun augenscheinlich vorprescht und die Schurkenstaaten
Iran und Syrien umwirbt, dann geschieht das nicht in Opposition zu
Bush. Der treue Verbündete aus London spricht nur offen aus, was die
US-Regierung nach ihrer bitteren Niederlage bei den Kongresswahlen
endlich begriffen hat: Rein militärisch lässt sich die Krise im Irak
nicht bewältigen. Notwendig ist eine Gesamtstrategie für den Nahen
Osten, die Teheran und Damaskus einbezieht.

Blair läuft also kontrolliert voraus. Um eine 180-Grad-Wende, wie
einige Londoner Zeitungen gestern kommentierten, handelt es sich
keineswegs. Denn erstens hat Blair schon vor den Kongresswahlen in
den USA seinen außenpolitischen Chefberater nach Damaskus geschickt,
was eine starke Geste war. Und zweitens knüpft Blair sein Angebot an
Teheran an Bedingungen, die wenig überraschend sind: Der Iran müsse
aufhören, den Terror im Irak und im Libanon zu unterstützen, und sich
an internationale Verpflichtungen in Sachen Atomprogramm halten. Die
Alternative zur Partnerschaft sei völlige Isolation. Besser hätte es
auch Bush nicht formulieren können.

Von einer völlig neuen Nahost-Strategie Blairs kann keine Rede
sein. In Teheran und Damaskus dürfte sich das Staunen daher in
Grenzen halten. Beide Regierungen profitieren von dem Chaos an ihren
Grenzen. Und beide wissen schon lange: Hunde, die bellen, beißen
nicht. Der Westen wird einen hohen Preis für die Kooperation der
"Schurken" zahlen müssen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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