Rheinische Post: Kopfnoten - Werteerziehung - Von JENS VOSS
Geschrieben am 22-03-2006 |
Düsseldorf (ots) - Sind Kopfnoten nun ein Rückfall in die finsteren 60er Jahre, Werkzeuge der Willkür, Mittel zur Disziplinierung missliebiger Schüler? Folgte man im Landtag der Anhörung zu diesem Thema, so türmte da mancher Experte Probleme und Gefahren so hoch auf, als müsse man erst einmal alle Schulen schließen und alle Lehrer auf Jahre in Fortbildungen schicken. Dabei herrschte eigentlich Einigkeit darüber, dass es gut wäre, wenn die Schule ihren Schülern etwas über ihr Arbeits- und Sozialverhalten mitteilte. Kein Wunder: Wer all die Klagen über Werteverfall, all die Rufe nach Erziehung im Ohr hat, kann nicht gegen Kopfnoten sein. Wenn Lehrer erziehen sollen, müssen sie Schülern offiziell sagen dürfen, ob sie sich an die Regeln für gelingendes Lernen halten. Schweigen ist die wahre pädagogische Sünde.
Die Forderung, dass die Kriterien für Kopfnoten nachvollziehbar sein müssen, ist ja richtig. Nur darf sie nicht zur Lähmung führen - Motto: Bevor wir irgendetwas einen Millimeter bewegen, müssen wir erst mal ganz, ganz lange forschen und fortbilden. Befremdlich ist auch, dass mancher Experte eine Sprache pflegt, die direkt aus dem Wörterbuch des Unmenschen zu stammen scheint. Unser Schulsystem, sagte da eine GEW-Sprecherin, fördere die "Entsorgungsmentalität bei Lehrern". Arme Lehrer - wer solche Berater hat, braucht keine Feinde mehr.
Originaltext: Rheinische Post Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30621 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30621.rss2
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