(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Die Rache in Bagdad = Von Eberhard Fehre

Geschrieben am 01-01-2007

Düsseldorf (ots) - Der sich aufgeklärt dünkende Europäer wird der
gespenstischen Inszenierung von Bagdad vieles vorwerfen können,
gewiss aber nicht, dass sie unaufrichtig gewesen sei. Sie war bis zur
Kenntlichkeit so barbarisch, wie ihr Opfer selbst geherrscht hatte.
Saddam Hussein war ein krimineller Machthaber, dessen Blutspur im
Nahen Osten alles übertrifft, was seine ebenfalls nicht gerade
zimperlichen Kollegen in den Nachbarländern zu verantworten haben.

Man mag es als Ironie der Geschichte verbuchen, dass er seine
größten Verbrechen im Krieg gegen den Iran beging, als Marionette
eben jener Macht, die nun bei seiner Hinrichtung erneut die Fäden
zog. Der Prozess gegen Saddam war weit entfernt von Mindeststandards
eines fairen Verfahrens. Er sollte wohl auch eher die Rachegefühle
seiner Opfer bedienen. Was die Schuld des Ex-Machthabers nicht
schmälert, aber doch jedes Triumphgeschrei verbieten sollte. Wer, wie
US-Präsident Bush, Verfahren und Hinrichtung als "Meilenstein auf dem
Weg zur Demokratie" feiert, offenbart damit nur ein Verständnis von
Demokratie, das nicht das unsere sein kann. Auch der Hinweis darauf,
Saddams Opfer - irakische Schiiten, Kurden und vor allem Iraner -
verlangten nun einmal diese Form der Genugtuung, überzeugt nicht.
Nehmen wir unsere prinzipielle Ablehnung der Todesstrafe ernst,
können wir dies nicht mit dem Hinweis relativieren, das Gemetzel
entspreche nun einmal der kulturellen Folklore vor Ort.

Was bleibt? Die Inszenierung einer archaischen Blutrache, die
nichts mit dem Vollzug eines halbwegs rechtsstaatlichen Urteils zu
tun hat. Bilder, die eher an die Abrechnung unter kriminellen Banden
erinnern, mit denen wir besser gar nichts zu haben wollten. Und doch
wissen wir: Von solchen Leuten wird die Welt regiert.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

46869

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Nachrichten: zu Saddam: Stuttgart (ots) - Die irakische Regierung hat kurzen Prozess gemacht: Saddam Hussein wurde noch vor dem Jahreswechsel hastig hingerichtet. Jetzt taugt der einstige Tyrann nicht einmal als Märtyrer. Von einem, der in ein Erdloch flieht und sich dort der Verwahrlosung hingibt, geht keine Faszination aus. Und Saddam war nie ein ausgewiesener Verfechter des Islam, der Glaube war für ihn eher Mittel zum Zweck. Zudem war seine Herrschaft zu grausam, zu blutrünstig - die meisten Iraker haben ihn gefürchtet und keineswegs verehrt Originaltext: mehr...

  • Neues Deutschland: zur Hinrichtung Saddam Husseins Berlin (ots) - Nein, der Held, als der Saddam Hussein nach seiner Hinrichtung mancherorts gefeiert wird, war er ganz gewiss nicht. Zu seinen Herrschaftszeiten galt ihm das Leben anderer Menschen wenig. Nicht nur der Befehl zur Tötung von 148 Schiiten aus Dudschail, auf den sich das Todesurteil bezog, hätte dem irakischen Diktator vor einem ordentlichen Gericht vorgehalten werden können. Die Zahl seiner Opfer ist um ein Vielfaches größer. Doch Verbrechen lassen sich durch ein weiteres Verbrechen - die Hinrichtung - weder ungeschehen machen mehr...

  • Westfalenpost: Akt der Vergeltung Hagen (ots) - Saddams Hinrichtung hilft dem Irak nicht Von Eberhard Einhoff Was sind das für Leute, die dem US-Präsidenten solche Sätze aufschreiben wie den zu Saddam Husseins Hinrichtung? Dessen Tod am Galgen sei ein "wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Demokratie", haben sie George W. Bush vorgegeben. Was ist das für ein Präsident, der solch einen Satz auch noch brav in die Welt hinaus posaunt? Nein, es geht nicht darum, den skrupellosen Verbrecher Saddam in mildem Licht zu sehen. Es geht nicht darum, seine Taten zu beschönigen, mehr...

  • LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Saddam Hussein - Leipzig (ots) - Von Micha Schneider. Der Massenmörder und Diktator Saddam Hussein ist tot. Kein Anlass für Mitleid oder Trauer. Einzig die Art seines Todes durch den Strick wirft Fragen auf. Wie in der Mehrzahl der arabischen Staaten gängige Praxis, wurde der einstige irakische Machthaber mit einer Strafe belegt, die heute in den meisten demokratischen Staaten abgelehnt wird, die aber auch gegen die faschistischen Haupt-Kriegsverbrecher in Nürnberg angewandt wurde. Im Gegensatz zu den Massenmördern Franco, Stalin, Mao oder Pinochet fand mehr...

  • WAZ: Eine Flut von Hartz-IV-Klagen: Vor dem Kollaps - Kommentar von Sigrid Krause Essen (ots) - Damals verhießen die Macher nur das Beste: mehr Transparenz, mehr Effizienz, mehr Gerechtigkeit. Auch würde Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern künftig nicht starr bürokratisch, sondern praxisnah und fallbezogen der Weg in den schönen neuen Hartz-IV-Arbeitsmarkt eröffnet. Darauf warten viele bis heute vergebens. Auch blieb von der generösen Handhabung der Wohnungsfrage, die ein SPD-Bundesarbeitsminister zusicherte, wenig übrig. Immer mehr Alg-II-Empfänger werden aufgefordert, sich eine billigere Bleibe zu suchen. Denn mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht