Westdeutsche Zeitung: Kohle = von Frank Uferkamp
Geschrieben am 29-01-2007 |
Düsseldorf (ots) - Es sind noch viele Details zu klären, doch die generelle Botschaft ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen: Erstmals haben sich alle Beteiligten, also Politik, Konzern und Gewerkschaften, grundsätzlich darauf verständigt, dass der subventionierte Steinkohlebergbau ein Ende haben wird. Wann genau das sein wird, wieviel Steuergeld bis dahin noch fließen wird - das alles ist noch offen. Wichtig für die 34 000 Kumpel ist vor allem eines: Betriebsbedingte Kündigungen sind vom Tisch, niemand wird ins Bergfreie - also in eine verordnete Arbeitslosigkeit - fallen. Das ist für sie unter den gegebenen Umständen eine gute Perspektive. Noch immer klafft zwischen dem Weltmarktpreis und dem der deutschen Kohle eine Lücke von weit über 100 Euro pro Tonne. Der politische Wille, das noch länger auszugleichen, ist nicht mehr vorhanden. Die Einigung ist zustande gekommen aus zweierlei Gründen: Einerseits gibt es im schwarz-gelb regierten Nordrhein-Westfalen keine Mehrheit für die Dauersubvention. Dazu kamen die Pläne des RAG-Chefs Werner Müller, den "weißen" Bereich seines Konzerns an die Börse zu bringen. Das Zeit- und Finanzfenster dafür war und ist eng. Jetzt wird es wohl klappen: NRW bekommt ein neues Dax-Unternehmen und hat durch die Stiftungslösung erstmals eine Perspektive, die Dauerkosten für das Abpumpen und die Bergschäden nicht mehr aus Steuergeldern alleine zu finanzieren. Einen Sockelbergbau wird es also nicht geben. Da mussten die SPD und ihre neue NRW-Frontfrau Hannelore Kraft klein beigeben. Im Jahr 2012 wird der Ausstieg noch einmal überprüft: Das ist ein Zugeständnis an die sozialdemokratische Seele, die eine Radikallösung jetzt nicht wollte. Einen schnellen Ausstieg gibt es ebenso wenig - hier ging Ministerpräsident Jürgen Rüttgers einen Kompromiss ein, der das Land noch über Jahre Geld kosten wird. So ist das in Verhandlungen: Jeder gewinnt ein bisschen, jeder verliert ein bisschen. Es zählt dann nur noch das Ergebnis. Und das markiert einen Endpunkt unter eine rund 200-jährige Industriegeschichte. Mit der Kohle und mit dem Stahl ist der Westen reich geworden, davon haben auch weite Teile Rest-Deutschlands profitiert. Eine vergleichbare Industrie gibt es nicht mehr, Arbeitsplätze entstehen längst im Mittelstand, im Dienstleistungsbereich. Mit dem frei werdenden Geld müssen Land und Bund diese Stärken stärken auch außerhalb des Ruhrgebiets. Denn dort wurden zuletzt die Lasten mitgetragen.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Westdeutsche Zeitung Nachrichtenredaktion Telefon: 0211/ 8382-2526 redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
51226
weitere Artikel:
- Südwest Presse: Kommentar zur Steinkohle Ulm (ots) - Mit dem deutschen Bergbau geht es zu Ende. Langsam zwar, weil sich der Tod auf Raten bis ins Jahr 2018 hinziehen wird, aber immerhin einvernehmlich. Das ist ein lobenswerter Schulterschluss der Politik. Es waren in der Vergangenheit ja nicht wirtschaftliche Gründe, die die Steinkohleförderung hierzulande am Leben erhalten hat, sondern ausschließlich politische. Die SPD konnte sich - mit aus ihrer Sicht durchaus nachvollziehbaren Gründen - nicht dem eigentlich unumgänglichen Schritt anschließen. Schließlich ist der Bergmann ihr mehr...
- WAZ: Was kommt nach der Kohle? Keine Zeit zum Hadern - Leitartikel von Stefan Schulte Essen (ots) - Das Aus für die Kohle kommt. Aus bundesdeutscher Sicht musste es kommen. Dennoch sollte es dem Ruhrgebiet gestattet sein, für einen Moment innezuhalten, zu fragen, was denn nun wird. Denn eines steht fest: Die Arbeitsplätze eines für das Revier nicht mehr entscheidenden, aber noch immer großen Wirtschaftszweigs gehen der Region strukturell für immer verloren. Das ist für sich genommen und aus der reinen Revier-Perspektive gesehen sicher kein Grund zum Jubeln. Und die Kumpel, die froh sind, endlich Klarheit über den Kohleausstieg mehr...
- WAZ: Kindernot wird ignoriert: Wo genaues Hinsehen einfach stört - Leitartikel von Hendrik Groth Essen (ots) - Das Aufmacherbild der heutigen Seite Eins macht wütend. Ein kleiner Junge sitzt in einer Koranschule, gefesselt mit einer Eisenkette. Automatisch beginnt der Betrachter das Bild zu interpretieren. Das Unrecht schaut uns mit Kinderaugen an. Schnell sind Schuldige gefunden. Sind die Eltern verantwortlich oder etwa die islamischen Geistlichen? Ist das Bild ein Beweis für unmenschlichen Fanatismus oder für Armut, die zu brutaler Misshandlung führt? In der globalen Mediengesellschaft ist dennoch nicht das bedrückende Fotodokument mehr...
- Westfalenpost: Folgen der Unvernunft Hagen (ots) - Klimawandel erfordert Konsequenz Nein, es sind keine grünen Öko-Spinner, die in diesen Tagen der Weltöffentlichkeit erneut die brutalen Folgen des Klimawandels vor Augen führen. Es sind ernst zu nehmende Wissenschaftler, renommierte Experten, erfahrene Forscher. Während in Paris 500 Fachleute den vierten Klimareport der Vereinten Nationen vorbereiten, verkündet das Umweltbundesamt in Dessau, dass die Durchschnittstemperaturen in Deutschland merklich gestiegen sind. Und weiter steigen werden. All das ist uns längst bewusst. mehr...
- Lausitzer Rundschau: Der Ausstieg aus dem Steinkohle-Bergbau Langsam, absehbar, sozial Cottbus (ots) - Die Kumpel an der Saar und an der Ruhr haben gekämpft. Über Jahrzehnte. Sie haben sich gegen den Strukturwandel, gegen die Folgen der Globalisierung gestemmt; sie haben schwierige Anpassungsprozesse durchlitten - und zähneknirschend doch akzeptieren müssen. Gewiss, Vieles wurde ihnen finanziell massiv vom Steuerzahler erleichtert. Bergleute ticken aber anders: Kumpel zu sein, war und ist ein Lebensgefühl. Verloren? Nein, die Bergleute haben nicht verloren. Mit dem Ausstiegskompromiss fegt der unausweichliche Veränderungsprozess mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|