Ostsee-Zeitung: kommentar Ostsee-Zeitung Rostock zu Merkel-Besuch/Polen
Geschrieben am 16-03-2007 |
Rostock (ots) - Die Bundeskanzlerin ist nicht zu beneiden. Angela Merkels zweite Polen-Visite steht unter noch schlechteren Vorzeichen als ihre Polen-Premiere. Dafür haben zuletzt deutsche wie polnische Politiker gleichermaßen mit rustikalen Provokationen gesorgt. Man nehme nur die Vertriebenen-Präsidentin Steinbach, die polnische Parteien mit hiesigen Neonazi-Parteien verglich. Oder den polnischen Beauftragten für die beiderseitigen Beziehungen, Muszynski, welcher der Bundesregierung eine "Polen nicht gerade freundlich gesinnte Politik" vorwarf. Handfester als die verbalen Platzpatronen sind die Streitthemen, die die deutsche Regierungschefin aufs Tapet bringen will: Differenzen gibt es vor allem bei der EU-Verfassung und dem Aufbau einer US-Raketenabwehr in Polen. Warschau hält letztere für eine allein bilaterale Sache, Berlin für eine, die die gesamte Nato angeht. Polen wird nun hier und da vorgeworfen, sich am Busen der EU(ropa) zu nähren, sich aber nur im Schoß Amerikas auch sicher zu fühlen. Die Kanzlerin betritt also politisch vermintes Terrain. Die regierenden Kaszynski-Brüder werden Merkel nicht unterschätzen. Von Washington bis Brüssel hat die turnusgemäße EU-Ratspräsidentin seit Januar mit ihrer Gabe punkten können, ausgesprochen zielstrebig für Vertrauen in bundesdeutsche wie EU-Positionen zu werben. Brücken kann sie auch in Polen bauen. Schließlich ist das Zusammenwirken von Deutschen und Polen etwa in der Wirtschaft vieltausendfach enger als das Trennende, was eine Handvoll Politiker dies- und jenseits der Oder-Neiße-Grenze hervorzuheben sucht.
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