Rheinische Post: Beck auf Schröders Spur
Geschrieben am 03-04-2007 |
Düsseldorf (ots) - Von Gregor Mayntz
Mag sein, dass der aufsehenerregende Vorstoß von SPD-Chef Kurt Beck mit außenpolitischer Unerfahrenheit zu tun hat. Die Taliban an den Verhandlungstisch nach Deutschland holen? Schnell ruderte er zurück. Nein, nicht die bösen Terroristen, nur die Wohlmeinenden. Aber die Wohlmeinenden bilden nicht das Problem, sondern die, die nun doch nicht gemeint sein sollen. Kommen wir somit zu der wahrscheinlicheren Variante: Stimmung machen für die Wahlen 2009. Dann wäre Becks Taliban-Botschaft bereits der zweite Schritt auf Schröders Friedenskanzler-Spur. Schon die massive Frontstellung gegen US-Raketenabwehrpläne in Europa verschaffte ihm vor kurzem demoskopischen Rückhalt. Die meisten Deutschen glauben tatsächlich, ihnen drohten von den USA mehr Gefahren als von einem atomgerüsteten Iran. Nun kommt von Beck ein emotionaler Appell an die Sehnsucht der Deutschen, sich aus dem fremden Afghanistan wieder zurückziehen zu können, wenn man nur intensiv genug an die Versöhnungsbereitschaft am Hindukusch glaubt. Kein Wunder, dass die Union darauf gereizt reagiert. Sie scheint zu ahnen, dass Beck der Macht Merkels ausgerechnet auf dem von ihr so grandios beherrschten außenpolitischen Parkett gefährlich werden könnte, wenn Gefühl den Verstand verdrängt.
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