Westdeutsche Zeitung: Milliarden, damit die Pferde weiter saufen = Von Wolfgang Radau
Geschrieben am 09-04-2007 |
Düsseldorf (ots) - Wenn das Karl Schiller noch erlebt hätte. "Die Pferde saufen wieder", hätte der Wirtschaftsminister der Bonner Großen Koalition frohlockt angesichts der Botschaften seines Nachfolgers Michael Glos in diesen Tagen. Innerhalb eines Jahres korrigiert Glos die Prognosen für das Konjunkturwachstum von 1,4 auf nun mehr als 2 Prozent. Was für die öffentliche Hand Steuer-Mehreinnahmen in zweistelliger Milliardenhöhe bedeutet - und Begehrlichkeiten weckt.
In alten Zeiten, als Konrad Adenauer Bundeskanzler war und Fritz Schäffer Finanzminister, gab es den "Juliusturm" - der Bund hatte umgerechnet rund 35 Milliarden Euro auf der hohen Kante. Peer Steinbrück, der Finanzminister des Jahres 2007, hat rund 1,29 Billionen Euro Schulden auf der Uhr. Und möchte die unerwarteten Steuer-Milliarden zur Haushalts-Konsolidierung einsetzen.
Da hat Steinbrück aber die Rechnung ohne seine Kollegen in der Großen Koalition von Berlin gemacht. Familienministerin von der Leyen braucht dringend Milliarden für Kinderkrippen. Verteidigungsminister Jung reklamiert Milliarden für die Bundeswehr. Und nun kommt der Glos Michel daher und kündigt an, die Steuermillionen gehörten dahin zurück, wo sie zumindest zum Teil auch herkommen: in die Tasche der Bürger.
Das klingt gut, hat aber einen Haken: Glos will mit seiner Idee von der Steuersenkung erst in den Bundestagswahlkampf ziehen - 2009. Wer aber verfolgt hat, wie lange die Unternehmenssteuer-Reform diskutiert worden ist, die 2008/2009 verwirklicht wird, hat so seine Zweifel, wie die Konjunktur aussehen mag, wenn irgendwann nach 2010 die Glos-Reform greifen könnte.
Tatsache ist: Der Bürger hat zum 1. Januar 2007 die höchste Steuererhöhung aller Zeiten schlucken müssen, dazu noch Erhöhungen etwa bei der Versicherungssteuer und Einbußen voraussichtlich bei der Pendlerpauschale. Steuererleichterungen noch in dieser Legislaturperiode - das wäre eine Ansage gewesen.
Aber so weit mag Vor-Wahlkämpfer Glos nicht gehen. Die zweitbeste Verwendung für die Extra-Milliarden ist die, endlich die Lohnnebenkosten zu senken. Das war schon das Ziel der Mehrwertsteuererhöhung 2007 - und würde mithelfen, dass die Pferde auch weiterhin saufen.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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