stern.de: Juso-Chef Böhning fordert "echten Schulterschluss" der SPD mit Gewerkschaften - Parteiinterne Debatte über den Umgang mit dem DGB
Geschrieben am 29-04-2007 |
Hamburg (ots) - Zwei Tage vor den bundesweiten Gewerkschaftskundgebungen am 1. Mai haben SPD-Politiker sich widersprüchlich zum richtigen Umgang ihrer Partei mit den Gewerkschaften geäußert. Björn Böhning, der Vorsitzende der Jungsozialisten in der SPD, forderte gegenüber stern.de, dem Online-Magazin der Hamburger Zeitschrift stern, einen "echten Schulterschluss" mit den Gewerkschaften. Vor allem die Regierungsmitglieder der SPD forderte Böhning auf, sich auch zu Forderungen zu bekennen, die innerhalb der großen Koalition nur schwer umsetzbar seien.
Klaas Hübner, der Sprecher des "Seeheimer Kreises", in dem die Parteirechten in der SPD zusammengeschlossen sind, forderte dagegen einen Kurswechsel der Gewerkschaften. Einigen Einzelgewerkschaften warf er vor, sich "an alten Positionen festzuklammern".
Ein echter Schulterschluss mit den Gewerkschaften bedeute im Hinblick auf die Diskussion um Mindestlöhne, so Juso-Chef Böhning zu stern.de, "mehr als nur jene Forderungen zuzulassen, die in der Regierung umsetzbar sind." Außerdem plädierte er für eine inhaltliche, personelle und rhetorische Annäherung seiner Partei an die Gewerkschaften.
Böhning forderte die SPD auf, mit ihrem neuen Grundsatzprogramm, das Ende Oktober auf dem Parteitag in Hamburg verabschiedet werden soll, auf die Gewerkschaften zuzugehen. "In dem Parteiprogramm müssen klare Aussagen zu einem europäischen Modell der Mitbestimmung, zur Bekämpfung der Prekarisierung und zu einem Mindestlohn stehen." Bei seinen Vorschlägen für die Neuwahl des Parteivorstandes auf dem Parteitag müsse sich Parteichef Kurt Beck auch überlegen, ob er den Gewerkschaften einen Brückenkopf bieten wolle, sagte Böhning, und zwar eine vernehmbare Stimme an der Parteispitze, die auch mal deutlich von der Regierungsmeinung abweichen dürfe.
Auf eine kompromisslosere Gangart gegenüber den Gewerkschaften drang dagegen der "Seeheimer"-Sprecher Hübner. Er warf Teilen der Gewerkschaften vor, an einer überkommenen Politik festzuhalten. "Die Gewerkschaften haben momentan ein Problem: Wir haben eine sehr moderne Politik angefangen und auch durchgezogen", sagte Hübner zu stern.de. "Der wirtschaftliche Erfolg gibt uns heute Recht. Teile der Gewerkschaften haben sich an alte Positionen geklammert. Sie müssen nun feststellen, dass wir nicht Unrecht gehabt haben mit dem, was wir unter Gerhard Schröder angefangen haben."
Auch an der Rente mit 67, einem Reizthema für die Gewerkschaften, dürfe die SPD nicht rütteln lassen. An die Adresse der Gewerkschaften gerichtet, sagte Hübner: "Es macht keinen Sinn, sich Realitäten zu verweigern. Die Rente mit 67 ist kein populäres Thema, aber ein Schritt, mit dem wir die Rente dauerhaft sichern - als eine Säule der Altersvorsorge. Hier eine Fundamentalopposition zu fahren in der Hoffnung, kurzfristig Stimmung zu machen, weil man Probleme mit fallenden Mitgliederzahlen hat, das halte ich für eine kurzsichtige Politik."
Personelle Zugeständnisse an der SPD-Spitze lehnte Hübner ab. "Unsere SPD-Spitze ist auch in Bezug auf die Gewerkschaften gut aufgestellt", sagte Hübner zu stern.de. "Franz Müntefering etwa hat kürzlich erzählt, dass er in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum bei der IG Metall feiert. Man kann wirklich nicht sagen, dass wir gewerkschaftsfrei besetzt wären an der Spitze", sagte Hübner.
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Den vollständigen Artikel finden Sie unter www.stern.de/Gewerkschaften
Originaltext: Gruner+Jahr, stern Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6329 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6329.rss2
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