Westfälische Rundschau: Kommentar Köhler/Klar
Geschrieben am 07-05-2007 |
Dortmund (ots) - Christian Klar bleibt im Gefängnis. 2009 kann er, nach den Regeln des Rechtstaats, entlassen werden. Gnade erhält er nicht.
Wir wissen nicht, warum der Bundespräsident so entschieden hat. Horst Köhler braucht es nicht zu sagen. Das Gnadenrecht ist ein sehr persönliches, einfach ungeeignet für plakative Pressemitteilungen. Köhlers heftig diskutiertes Zusammentreffen mit dem inhaftierten Top-Terroristen deutet aber darauf hin, dass er es sich nicht leicht gemacht hat - so, wie es sich vor Köhler kein anderer Bundespräsident beim Ja oder Nein zu Begnadigungen leicht machte.
Ein Gnadenakt gegenüber Klar wäre schwer begründbar gewesen. Die Schwere der Tat - dass die Verurteilung 1985 wegen neunfachen Mordes und elffachen Mordversuchs erfolgte - ist dabei nicht entscheidend. Entscheidend ist eher: Bereut der Inhaftierte? Welche Signale der Reue gibt er? Hilft er, zum Beispiel, dabei, die unaufgeklärten Aspekte einer Straftat aufzuklären?
Klar hat weder Reue-Signale nach außen gegeben noch drängende Fragen beantwortet, auf deren Beantwortung vor allem die Angehörigen der RAF-Opfer warten. Er hat dies wohl auch nicht nach "innen" getan, dem Bundespräsidenten gegenüber.
Dabei ist die Bilanz des "deutschen Herbstes" brutal genug, um von den Tätern diese Bringschuld einzufordern: 67 Menschen verloren das Leben. 230 wurden, viele auch schwer, verletzt. Von den Ängsten und psychischen Belastungen davon gekommener Terroropfer nicht zu reden.
Das Nein zur Gnade ist also nachvollziehbar. Dass manche jetzt Köhlers Unabhängigkeit in Frage stellen, liegt in der Verantwortung aller Söders, die den Präsidenten durch Drängen und Drohen unangemessen unter Druck setzten. Ihr Motiv war billig: Punkte sammeln für den Wahltag in Bremen. In Wahrheit missbrauchten sie ihre Stellung als Politiker. Auf Kosten des Präsidenten. Und des Rechtstaats.
Originaltext: Westfälische Rundschau Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=58905 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_58905.rss2
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