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WAZ: Die Legehennen-Debatte: Frühstückseier aus deutschen Käfigen - Kommentar von Christina Wandt

Geschrieben am 07-04-2006

Essen (ots) - Tiere haben hier zu Lande eine starke Lobby.
Tausende Deutsche sind in Tierschutzorganisationen aktiv, andere
führen einen einsamen Kampf für das Recht ihres Hundes, Sandkästen zu
verunreinigen und sich ohne Leine frei zu entfalten. Tierfreunde
hinterlassen ihr Vermögen der geliebten Katze, Taubenfreunde füttern
ungehemmt die lästigen Vögel, deren Kot ganze Innenstädte verunziert
und wertvolle Baudenkmäler zerstört.

Kein Wunder also, dass die Deutschen auch ein Herz haben für die
harmlose Henne, die weder Kindern noch Kulturgütern etwas zu Leide
tut. Bei Umfragen wird die Käfighaltung stets mit klarer Mehrheit
abgelehnt, in Kinofilmen („Hennen rennen”) ergötzt man sich an
turbulenten Hühnerbefreiungen. Und so hat sich die grüne
Agrarministerin Renate Künast in ihrem Kampf gegen die Legebatterien
immer wieder auf den Willen des Verbrauchers berufen und gleich die
Agrarwende ausgerufen.

Die Bereitschaft, der Grünen zu folgen, war freilich immer dann
besonders groß, wenn gerade eine Seuche den Menschen den Appetit auf
Produkte aus der Massentierhaltung verdarb, in den Hochzeiten von
BSE, Schweinepest, Maul- und Klauenseuche. Ansonsten aber entfaltet
sich die deutsche Geiz-ist-geil-Mentalität nirgends so prächtig wie
beim Kauf von Nahrungsmitteln. Das gilt auch für die Eieresser:
Obwohl 80 Prozent der Verbraucher für den Ausstieg aus der
Käfighaltung sind, muss ihnen irgendjemand heimlich die billigen Eier
von Käfighühnern in den Kühlschrank schmuggeln: Drei Viertel der 39
Millionen deutschen Legehennen leben laut Bauernverband in Käfigen.

Und in Käfigen werden sie wohl auf absehbare Zeit bleiben. Mit dem
Beschluss des Bundesrates von diesem Freitag wird nicht nur die
Batteriehaltung um zwei Jahre bis 2008 verlängert. Legehennen dürfen
künftig auch in den umstrittenen Kleinvolieren gehalten werden.
Kleinvoliere, das ist ein verbales Täuschungsmanöver, denn die
Voliere ist qua Definition ein „großer Vogelkäfig”. In den Batterien
sitzt ein Huhn auf einer Fläche, die kleiner ist als ein DIN-A4-
Blatt, in den „Kleinvolieren” wird es nur wenig mehr Platz haben.

Während überzeugte Tierschützer die Bundesrats-Entscheidung
gestern beklagten, ist mancher Kunde womöglich gar nicht so böse
darüber. Im Zuge der Vogelgrippe geriet das freilaufende Huhn zuletzt
als Virus- Überträger unter Verdacht, und die Batteriebetreiber
priesen ihre Haltungsform als hygienischer, sicherer. Erstmals
beeinflusste eine Tierseuche die Stimmung zu Gunsten der
konventionellen Landwirte. Die hatten bereits gedroht, bei einer
Beibehaltung von Künasts Kurs ihre Betriebe ins Ausland zu verlegen.
Darum frohlockte NRW- Agrarminister Eckhard Uhlenberg gestern: „Wir
sorgen dafür, dass die Verbraucher ihre Frühstückseier aus
Deutschland erhalten.” Aus deutschen Käfigen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Rückfragen bitte an:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

Telefon: (0201) 804-0
Email: zentralredaktion@waz.de


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