LVZ: Städtetags-Präsident Ude: Bund muss bei Integrationskursen nachbessern / Integrationsbeauftragte Böhmer kündigt deutsche EU-Rats-Initiative an
Geschrieben am 08-04-2006 |
Leipzig (ots) - Der Präsident des Deutschen Städtetages, Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), hat vom Bund erheblich mehr Anstrengungen bei der Förderung von Integration in Deutschland lebender Ausländer gefordert. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe) meinte Ude angesichts der öffentlichen Debatten rund um die Berliner Rütli-Schule: "Stadtpolitik muss versuchen, Ausgrenzung zu verhindern, den Zusammenhalt der Stadtgesellschaft und ein Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft zu ermöglichen." Aber nach Meinung der Städte müsse "die ,nachholende Integration' für die schon länger hier lebenden Ausländer einen viel höheren Stellenwert bekommen". Zwei Drittel der Ausländer hielten sich seit acht und mehr Jahren in Deutschland auf. In dieser Gruppe seien viele nicht ausreichend integriert und hätten teils erhebliche Sprachprobleme. "Bisher haben nur Neuzuwanderer einen Rechtsanspruch auf einen Integrationskurs. Hier muss der Bund dringend nachbessern", verlangte Ude. "Die Ankündigung des Bundes, die Haushaltsmittel für die Integrationskurse um 68 Millionen Euro kürzen zu wollen, ist ein falsches Signal." Wichtig sei zudem die Infrastruktur bereitzustellen, "damit Eltern die Erziehung ihrer Kinder überhaupt auf Integration ausrichten können: Die Teilnahme von Müttern an Integrationskursen darf nicht daran scheitern, dass ihnen während des Kurses keine Kinderbetreuung angeboten wird", verlangte Ude. Ude verwies darauf, dass Zuwanderungs- und Integrationspolitik eine staatliche Aufgabe insbesondere auch für Bund und Länder sei. "So ist die Forderung nach einem nationalen Aktionsplan und einem vorbereitenden Integrationsgipfel gemeinsam mit Bund, Ländern und Kommunen ein Schritt in die richtige Richtung", lobte Ude das Angebot der Bundeskanzlerin. So könnten gemeinsame Ziele und Verantwortlichkeiten festgelegt und Maßnahmen aufeinander abgestimmt und vernetzt werden. "Aber ein Integrationsgipfel darf keine Alibi-Veranstaltung sein, um die Gesellschaft oder das Gewissen zu beruhigen." Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Kanzleramts-Staatsministerin Maria Böhmer (CDU), kündigte, ebenfalls in einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" Nachbesserungen beim Zuwanderungsgesetz an. "Bei den Integrationskursen gibt es mit Sicherheit Handlungsbedarf. Insbesondere die Qualität der Kurse gehört auf den Prüfstand." Zugleich werde die Bundesregierung in der Zeit seiner EU-Präsidentschaft im kommenden Jahr das Thema Integration ganz oben auf die Tagesordnung setzen. "Deutschland hat im europäischen Jahr der Chancengleichheit den EU-Ratsvorsitz und es wird diese Chance nutzen, um die europäischen Partner bei diesem Thema zusammenzubringen". Sie erinnerte daran, dass bereits im März Deutschland und Frankreich gemeinsam Vorschläge für eine verbesserte Integration erarbeitet hätten. "Die Ereignisse der vergangenen Monate, angefangen von den Unruhen in den französischen Vorstädten bis hin zu den Vorfällen an der Rütli-Schule, machen deutlich: Wir können es uns nicht leisten, die junge Migrantengeneration, die unsere Zukunft ist, einfach verloren zu geben." Frau Böhmer erinnerte daran, dass in den großen deutschen Städten "im Jahr 2010 die Hälfte der unter 40-jährigen Menschen mit Migrationshintergrund sein werden". Auch deshalb habe das Thema Integration bei dieser Bundesregierung "oberste Priorität".
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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