Südwest Presse: Falsche Abschreckung
Geschrieben am 30-05-2007 |
Ulm (ots) - Die Bilanz stimmt nicht: Immer mehr gut ausgebildete, junge Fachkräfte verlassen Deutschland, immer weniger ausländische Spitzenwissenschaftler, Ingenieure oder Selbstständige reisen ein. Das führt unter dem Strich zu einem Defizit an Wissen, Kreativität und Flexibilität, das sich ein Land, das so sehr von Exporten abhängig ist, nicht leisten kann. Im Kampf um die klugen Köpfe wird Deutschland abgehängt. Lehren daraus werden nicht gezogen. Deutschland gibt sich behäbig, wo andere Industriestaaten offen und flexibel agieren. Grund dafür sind auch engstirnige deutsche Vorbehalte, die im Fremden den potenziellen Einwanderer in die Sozialsysteme sehen. Doch um die geht es nicht, wenn von einer klugen, interessengeleiteten Zuwanderungspolitik die Rede ist. Menschen, die hier mit ihren Händen und ihrem Kopf etwas erreichen wollen, braucht das Land. Bildungsabschlüsse und Ideen müssen beim Wettbewerb um Topkräfte das Kriterium sein, und nicht das Gehalt, das ein Unternehmen einer Fachkraft zahlen will, oder die 500 000 Euro Investitionsvolumen, die ausländische Selbstständige mitbringen müssen, um sich in Deutschland niederlassen zu dürfen. Nicht Abschreckung, sondern Werbung ist das Gebot. Deutschland hat sich während der vergangenen Fußball-WM als flexibles, offenes und Fremden zugewandtes Land präsentiert. Diesen Geist braucht die Politik.
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