SPD-Abgeordnete: Gründe für Ehrenmorde liegen nicht im Islam
Geschrieben am 11-04-2006 |
Hamburg (ots) -
Die so genannten Ehrenmorde an Frauen haben nach Ansicht der SPD-Bundestagsabgeordneten Lale Akgün "keinen monokausalen Zusammenhang" mit dem Islam. "Die Motive für Ehrenmorde liegen in erster Linie in patriarchalen und feudalen Strukturen", schreibt Akgün in der ZEIT. Im äußersten Fall dienten Ehrenmorde "zur Zementierung eines männlichen Herrschaftsanspruches. Sie kommen dort vor, wo Männer eine extrem starke Position im Machtsystem innehaben - oder diese Machtposition in Gefahr sehen." In der Türkei seien vor allem arme und ländlichen Regionen wie Mittelanatolien betroffen.
Tatort der meisten Ehrenmorde seien aber nicht die Dörfer, sondern die armen Vororte von Istanbul, Ankara und Izmir, wo sich Arbeitsmigranten aus den ländlichen Regionen niedergelassen haben. "Dort trifft das patriarchale System auf die moderne Leistungsgesellschaft", schreibt Akgün und fügt hinzu: "Oft genug sind in den Migrationsgesellschaften Frauen die Erfolgreicheren. Auch hier in Deutschland." Auf diesen "faktischen Machtverlust der Männer" werde "oft mit Gewalt reagiert, im schlimmsten Fall mit Mord."
Am Donnerstag dieser Woche wird im Berliner Ehrenmord-Prozess um den Mord an Hatun Sürücü das Urteil erwartet.
Den kompletten ZEIT-Beitrag der ZEIT Nr. 16 vom 12. April 2006 senden wir Ihnen gerne zu.
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