 Südwest Presse: Kommentar zum Thema Polen
Geschrieben am 14-06-2007 |
Ulm (ots) - So viel politischen Reiseverkehr erlebt Warschau
innerhalb weniger Stunden nur selten: Nach dem österreichischen
Kanzler und dem estnischen Premier reiste gestern auch Frankreichs
Präsident Nicolas Sarkozy an, um den störrischen EU-Partner auf die
Spur zu bringen. Doch der polnische Präsident Lech Kaczynski bleibt
hart. Ein Kompromiss in Punkto EU-Verfassungsvertrag scheint nur dann
in Sicht, wenn sich alle anderen bewegen.
Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit droht Polen den 26
EU-Partnerstaaten damit mit der roten Veto-Karte. Nach dem Nein zu
EU-Verhandlungen mit Russland will Warschau jetzt auch die
Vereinfachung der Abstimmungsregeln innerhalb der EU kippen.
Die Zwillinge aus Polen haben weniger eine Stärkung ihrer nationalen
Interessen im Blick. Den Quadratwurzel-Rechenkünstlern von der
Weichsel geht es vor allem um die Schwächung Deutschlands. Ihren
größten Fürsprecher in der Union würde die augenblickliche Staats-
und Regierungsspitze mit gedanklicher Prägung weit aus der
Vorkriegszeit am liebsten in die Bedeutungslosigkeit dividieren. Der
alte polnische Minderwertigkeitkomplex könnte damit siegen über alle
politische Vernunft.
Nützen wird das Polen mit seiner in weiten Teilen europafreundlichen
Bevölkerung nicht. Die Taktik treibt das Land in Europa nur ins
Abseits. Der Ruf nach einer EU der unterschiedlichen
Geschwindigkeiten wird nach solch Manövern nur lauter erschallen.
Originaltext: Südwest Presse
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Lothar Tolks
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