Finanzwissenschaftler Raffelhüschen im stern.de-Interview: Politik kapituliert beim Pflege-Problem
Geschrieben am 19-06-2007 |
Hamburg (ots) - Der Beschluss der Großen Koalition, bei der Pflegeversicherung den Beitrag zu erhöhen und künftig auch Demenzkranke einzubeziehen, trifft auf massive Kritik. Der renommierte Finanzwissenschaftler und Pflege-Experte Professor Bernd Raffelhüschen sagte in einem Interview mit stern.de, dem Online-Magazin der Hamburger Zeitschrift stern: "Das ist die schlichte Kapitulation vor der demografischen Herausforderung."
Wieder einmal werde von Reform und Fortschritt gesprochen, obwohl einfach nur die Beiträge erhöht worden seien. Und wieder einmal sei "kläglich eine Chance verpasst worden, eine Strukturreform durchzusetzen". Mit der Einbeziehung der Demenzkranken seien außerden auch noch neue Leistungen hinzugekommen. Das bedeute eine Ausweitung des "falschen Umlageverfahrens". Raffelhüschen: "Demenz ist ein explosiver Sprengsatz in der Pflegeversicherung."
Raffelhüschen kritisiert vor allem das Nein der SPD zur Bildung einer Kapitalrücklage für die gesetzliche Pflegeversicherung. Es wäre logisch, die heute 30- bis 60-Jährigen über eine Kapitalbildung stärker zur Kasse zu bitten, sagte er stern.de. Wenn die Generation der Baby-Boomer 2040 in Rente gehe, sei sie verantwortlich dafür, dass es dann nicht genügend Beitragzahler gebe, die im Erwerbsleben stünden. "Wir sind es doch, die die Kinder nicht in die Welt gesetzt haben." Werde nicht endlich einmal eine vernünftige Strukturreform der Pflege beschlossen, müssten die Kinder der Beitragzahler von heute "die Pflege für uns rationieren, denn die können nicht mit drei Viertel der heutigen Beitragzahler fast dreimal so viele Pflegefälle und dann auch noch deutlich länger finanzieren".
Originaltext: Gruner+Jahr, stern Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6329 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6329.rss2
Pressekontakt: Das vollständige Interview lesen Sie unter: www.stern.de/pflege
Für Rückfragen: stern.de-Autor Hans Peter Schütz, 0171-5445141
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