WAZ: Schäubles Anti-Terror-Vorschläge: Der Rechtsstaat setzt die Grenzen - Leitartikel von Angela Gareis
Geschrieben am 10-07-2007 |
Essen (ots) - In der Analyse hat Wolfgang Schäuble Recht. Die alten Kategorien des Rechtsstaats taugen nicht, um sich gegen islamistische Terroristen so zu verteidigen, dass ihnen das Morden gar nicht erst gelingt.
Aber der Rechtsstaat ist in dem Bewusstsein errungen worden, dass ein Gesetz des Lebens ebenfalls gilt: Grob vereinfacht wird der wertgebundene Mensch dem skrupellosen Mörder im Ernstfall immer unterlegen sein, schlicht weil er Skrupel empfindet. Wenn ein Mensch einen anderen heimtückisch umbringen will, dann wäre es für das potenzielle Opfer durchaus günstiger, den potenziellen Täter vorher erschossen zu haben. Weil aber die Heimtücke üblicherweise die letzte Gewissheit über das Attentat bis zum Attentat ausschließt, müsste das potenzielle Opfer den potenziellen Täter auf der Grundlage seines Verdachts töten, einsperren oder anderweitig unschädlich machen. Im Fall des islamistischen Terrors, dem die Heimtücke innewohnt, müsste das potenzielle Opfer Deutschland in vorsorglicher Notwehr zum Täter werden. Die Frage ist: Darf es eine präventive Notwehr geben?
Der Innenminister hat die gezielte Tötung von Terrorverdächtigen ins Gespräch gebracht und sich auf den finalen Rettungsschuss berufen, der es der Polizei erlaubt, einen Geiselnehmer zu erschießen. Der Geiselnehmer hat bereits eine Straftat begangen und droht mit dem Schlimmsten. Darf aber ein präventiver Rettungsschuss einen Verdächtigen zur Strecke bringen?
Der Innenminister redet auch über die Internierung von so genannten Gefährdern und bezieht sich auf den Unterbindungsgewahrsam für Hooligans. Diese werden für die Dauer eines Fußballspiels eingesperrt. Wann aber ist für einen Terrorverdächtigen das Spiel vorbei? Und wird man nicht beweisen müssen, dass die Haft begründet ist? In Guantánamo wird die Beweisführung mit Hilfe von Folter praktiziert.
Seine Gedanken hat Schäuble nicht als Forderungen formuliert, aber ganz sicher auch nicht bloß, um Widerspruch zu erregen. Wenn man über Videoüberwachung und Online-Durchsuchungen diskutiert, bemisst sich der Preis der Sicherheit in der Einschränkung von Freiheit. Wenn man über Töten und Internieren diskutieren will, muss man den Preis ebenfalls benennen: die Einschränkung des Wertebewusstseins, die in den USA nach dem Schock des 11. September zu beobachten war. Soll Deutschland dem Beispiel präventiv folgen, um dem Schock zu entgehen? Bisher bestand die Prävention des Rechtsstaats vor allem in der Verbreitung von Werten und Skrupeln.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: (0201) 804-8975 zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
80987
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Sturm auf die Rote Moschee in Pakistan Blutiger Machtkampf Cottbus (ots) - Der Sturm auf die von islamistischen Fanatikern besetzte Rote Moschee in Islamabad hat im befürchteten Blutbad geendet. Er hatte schreckliche Folgen vor allem für die Frauen und Kinder in dem Gotteshaus, die von den Fanatikern als menschliche Schutzschilde missbraucht wurden. Und er kann in bislang nicht abzuschätzender Weise Auswirkungen über die ohnehin instabile Region hinaus haben. Der Nervenkrieg und die Gefechte um diese Moschee sind eine der vielen Kraftproben zwischen Staatsmacht und Islamisten, die sich seit mehr...
- Lausitzer Rundschau: Gipfel zur Integration Der Finger in der Wunde Cottbus (ots) - Integration ja, Zuzug nein. So lautet die Linie der Bundesregierung für den Umgang mit Ausländern. Allerdings nicht mit allen. Mit der Novelle des Ausländergesetzes werden die Hürden für die Zuwanderung von Türken und Arabern immer höher geschraubt, auch beim Zuzug innerhalb von Familien. Bei Menschen aus "westlichen" Kulturen werden sie gesenkt. Integration wird für Türken und Araber nicht zum Kann, sondern zum Muss. Zu ihrem eigenen Wohl. Aber eben auch zur Abschottung. Das wirkt nicht nur doppelbödig, das ist doppelbödig. mehr...
- LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Integrationsgipfel Leipzig (ots) - Schon bevor der Integrationsgipfel überhaupt begonnen hat, droht er zu scheitern. Wenn türkische Verbände im Vorfeld Änderungen am Zuwanderungsgesetz fordern, dann ist das eine bedenkliche Form von Erpressung. Bundespräsident Köhler sollte sich darauf auf keinen Fall einlassen. Sanktionen gegen Einwanderer, die das Erlernen der deutschen Sprache verweigern, sind keine staatlich ausgetüftelten Schikanen, sondern an der Praxis orientierte Notwendigkeit. Wer als Zuwanderer an schneller Integration interessiert ist, wird mehr...
- Allg. Zeitung Mainz: Blutiger Bumerang (zu Pakistan) Mainz (ots) - Stärke wollte Pakistans Präsident Musharraf mit dem Sturm auf die Rote Moschee demonstrieren - seinem Volk, vor allem aber seinen Partnern im Westen, denen er nach wie vor als unentbehrlicher Helfer im Kampf gegen islamistische Extremisten gilt. Doch der erhoffte Befreiungsschlag droht für den angeschlagenen General zum blutigen Bumerang zu werden. Denn je mehr Leichen aus den Trümmern der Koranschulen gezogen werden, desto schwieriger wird es für ihn, seinen riskanten zweigleisigen Kurs durchzuhalten. Viele seiner Landsleute mehr...
- Allg. Zeitung Mainz: Kaum Solidarität (zum Lokführerstreik) Mainz (ots) - Flächentarifverträge sind zwar oft teuer, dennoch sind sie ein wichtiger Teil der Erfolgsgeschichte des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Denn sie schaffen, einmal abgeschlossen, solide Grundlagen für eine mittelfristige, oft genug auch für eine langfristige Planung. Schon deshalb sind sie bei den Arbeitgebern trotz aller offizieller Schelte geschätzt. Das gilt auch für die großen Gewerkschaften. Sie sind die Partner, die dafür sorgen, dass Arbeitskraft zuverlässig zur Verfügung steht, sobald die Verträge geschlossen sind. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|